"Ärzte ohne Grenzen" entsetzt über Erschießungen in Tigray

"Ärzte ohne Grenzen" entsetzt über Erschießungen in Tigray

Frankfurt a.M., Addis Abeba (epd). Die Hilfsorganisation "Ärzte ohne Grenzen" hat sich entsetzt über anhaltende Gewalt in der äthiopischen Krisenregion Tigray geäußert. Mindestens vier Männer seien am Dienstag vor den Augen von Mitarbeitern der Organisation von äthiopischen Soldaten aus Minibussen gezerrt und hingerichtet worden, teilte "Ärzte ohne Grenzen" am Mittwochabend mit.

Seit November liefern sich äthiopische Truppen, die vom Nachbarland Eritrea unterstützt werden, mit Rebellen blutige Kämpfe um die Macht in Tigray. Die jüngsten Erschießungen waren der Hilfsorganisation zufolge vermutlich eine Reaktion auf einen Angriff der Tigray-Rebellen auf einen äthiopischen Militärkonvoi.

Der Hilfsorganisation zufolge hielten äthiopische Soldaten zwischen den Städten Mekele und Adigrat mehrere Fahrzeuge an, darunter auch das eines Teams von "Ärzte ohne Grenzen". Ihr Fahrer sei mit dem Tod bedroht worden, habe jedoch weiterfahren dürfen. Frauen aus den anderen Fahrzeugen hätten zu Fuß weitergehen dürfen, mindestens vier Männer seien aber erschossen worden.

Unterdessen hatte Ministerpräsident Abiy Ahmed am Dienstag erstmals eingeräumt, dass in Tigray auch Soldaten aus Eritrea im Einsatz sind. Die von der Regierung eingesetzte, aber offiziell unabhängige äthiopische Menschenrechtskommission, veröffentlichte am Mittwoch einen Bericht, wonach ein Massaker an mehr als Hundert Menschen in der Stadt Axum von eritreischen Soldaten begangen wurde. Ähnliche Vorwürfe von Amnesty International hatte Abiy zuvor stets zurückgewiesen.

Die äthiopische Zentralregierung in Addis Abeba liefert sich seit Anfang November Kämpfe mit der Volksbefreiungsfront von Tigray (TPLF), die bisher in der Region im Norden des Landes an der Macht war. Der Machtkampf eskalierte wegen Wahlen für das Regionalparlament, die die TPLF entgegen der Anordnung der Zentralregierung organisiert hatte. Tausende Menschen wurden seither getötet, mehr als 61.000 sind nach UN-Schätzungen ins Nachbarland Sudan geflohen.