Rörig fordert weitere Konsequenzen im Erzbistum Köln

Rörig fordert weitere Konsequenzen im Erzbistum Köln
Woelki will sich von Aufarbeitungskommission kontrollieren lassen
"Die Betroffenen gehören in den Blick genommen", sagt der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung zu den Fällen sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln. Kardinal Woelki hat dazu ein Versprechen abgegeben.

Köln (epd). Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, fordert vom Erzbistum Köln weiteres Engagement bei der Aufklärung von Fällen sexualisierter Gewalt. "Die ersten Suspendierungen sind sicher ein wichtiger Schritt, aber jetzt muss für jedermann in Köln und außerhalb erkennbar werden, dass unberechtigter Institutionenschutz der Vergangenheit angehört", sagte Rörig. Der Kölner Erzbischof Rainer Maria Woelki setzt nach eigenen Worten vor allem auf die geplante Aufarbeitungskommission mit Vertretern von Betroffenen sowie Wissenschaftlern und Juristen.

Kardinal Woelki sagte der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag), dass er den Betroffenen sexualisierter Gewalt das Versprechen gegeben habe, dass die Aufarbeitung im Erzbistum weitergehe. "Da möchte ich mich künftig auch in die Pflicht nehmen lassen", fügte er hinzu. Das Ergebnis des vor einigen Tagen veröffentlichten juristischen Gutachtens habe ihn erschüttert, weil darin auch deutlich geworden sei, dass "die Betroffenen über Jahrzehnte hinweg völlig aus unserem Blick gewesen sind".

Künftig solle die unabhängige Kommission vorgeben, "wie wir die Aufarbeitung betreiben sollen und was die nächsten Schritte sein werden". "Wir wollen uns das von den unabhängigen Mitgliedern der Kommission sagen und uns von ihnen in unserer Arbeit natürlich auch kontrollieren lassen. Damit es für alle nachvollziehbar ist, ob wir uns an unsere eigenen Maßstäbe auch gehalten haben", erläuterte Woelki.

Der Missbrauchsbeauftragte Rörig forderte in der "Kölnischen Rundschau" (Samstag), bei der jetzt anstehenden unabhängigen Aufarbeitung sei "absolute Transparenz" nötig. "Dazu gehört, dass mit Respekt und Demut mit den Betroffenen umgegangen wird", sagte der Unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs. Die Kölner Anwaltskanzlei Gercke Wollschläger habe die Grenzen einer juristischen Aufarbeitung gut dargestellt. Es müsse aber auch aufgeklärt werden, "was nicht in den Akten steht".

Die Kölner Strafrechtsanwälte Björn Gercke und Kerstin Stirner hatten am Donnerstag ihr Rechtsgutachten zum Umgang mit Missbrauchsfällen in der Bistumsspitze zwischen 1975 und 2018 vorgestellt. Es belastet mehrere Bischöfe schwer. Pflichtverstöße fanden die Gutachter bei den ehemaligen Kölner Erzbischöfen Kardinal Joseph Höffner und Kardinal Joachim Meisner. Der heutige Erzbischof Rainer Maria Woelki soll laut Gutachten keine Verfehlungen begangen haben.

Das Gutachten führte zu personellen Konsequenzen: Der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der früher die Hauptabteilung Seelsorge/Personal in Köln geleitet hatte, bot Papst Franziskus seinen Rücktritt an. Die Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp wurden vorläufig freigestellt. Zudem entband Kardinal Woelki den Kölner Offizial Günter Assenmacher vorläufig von seinen Aufgaben.

Der Kölner Rockmusiker Wolfgang Niedecken sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), solange die katholische Kirche ihr System nicht von Grund auf verändere, würden ihr "die Menschen in Scharen weglaufen". Der "Alt-Männer-Verein" im Vatikan wähne sich immer noch in Zeiten des Absolutismus. "Die haben den Knall nicht gehört", sagte Niedecken. Der Musiker und Gründer der Kölschrock-Band BAP hatte in den 60er Jahren selbst Missbrauch in einem katholischen Internat in Rheinbach bei Bonn durchlebt.

epd lwd/kfr