Lambrecht zu Kölner Erzbistum: "Machtstrukturen ohne jede Kontrolle"

Lambrecht zu Kölner Erzbistum: "Machtstrukturen ohne jede Kontrolle"

Berlin (epd). Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) hat die personellen Konsequenzen nach der Vorstellung des Missbrauchsgutachtens im Erzbistum Köln begrüßt. Lambrecht sagte am Donnerstag in Berlin, darauf hätten viele Opfer viel zu lange gewartet. Die Schritte könnten aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Aufarbeitung in Köln und andernorts immer noch am Anfang stehe, erklärte die SPD-Politikerin.

Das Kölner Gutachten lasse erneut erahnen, welche sexuelle Gewalt Kinder und Jugendliche in katholischen Einrichtungen erleiden mussten: "Machtstrukturen ohne jede Kontrolle haben Missbrauch und Vertuschung über Jahrzehnte ermöglicht", bilanzierte Lambrecht. Täter und Strukturen müssten genannt, jeder Hinweis auf Missbrauch zur Anzeige gebracht werden. Kindesmissbrauch sei "keine interne Kirchen-Angelegenheit, sondern ein Verbrechen, das von Strafgerichten aufgeklärt werden muss", betonte die Justizministerin.

Das Rechtsgutachten zu Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln belastet mehrere Bischöfe schwer, darunter den verstorbenen ehemaligen Erzbischof von Köln, Kardinal Joachim Meiser, Weihbischof Dominikus Schwaderlapp und den heutigen Hamburger Erzbischof Stefan Heße. Die Gutachter konnten keine Pflichtverletzungen von Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki feststellen. Woelki entband Schwaderlapp und den Domkapitular Günter Assenmacher, dem die Gutachter ebenfalls Pflichtverletzungen nachgewiesen hatten, vorläufig von ihren Aufgaben.