Missbrauch: Bündnis protestiert mit Tilly-Skulptur vor Kölner Dom

Missbrauch: Bündnis protestiert mit Tilly-Skulptur vor Kölner Dom

Köln (epd). Mit der Skulptur eines schlafenden Bischofs protestieren das "Aktionsbündnis Betroffeneninitiativen" und die Giordano-Bruno-Stiftung seit Mittwoch vor dem Kölner Dom. Mit Blick auf die Veröffentlichung eines Gutachtens zum Umgang mit sexualisierter Gewalt im Erzbistum Köln am Donnerstag sagte Matthias Katsch vom Verein Eckiger Tisch, der Protest solle verhindern, dass der öffentliche Druck zur Aufklärung nachlässt. Der Verein vertritt die Interessen von Betroffenen sexueller Gewalt.

Die Skulptur des Düsseldorfer Karnevals-Wagenbauers Jacques Tilly trägt der Giordano-Bruno-Stiftung zufolge den Namen "Hängemattenbischof". Sie zeigt einen zufrieden grinsend in einer goldenen Schlafkoje liegenden Bischof. Sie ist an zwei Kreuzen befestigt, die sich unter dem Gewicht des untätigen Amtsträgers so sehr verbiegen, dass sie zu zerbrechen drohen. Der Protest soll bis Freitag fortgeführt werden.

Katsch sagte, ganz Deutschland blicke nun auf Köln "und die Kirche wird sich danach auf die Schulter klopfen und betonen, man tue ja etwas". Doch solche bereits von mehreren Bistümern veröffentlichten Gutachten seien "nicht Teil der Lösung, sondern Teil des Problems". Sie seien teilweise geschwärzt, und den Opfern werde damit allein auch nicht geholfen.

Das Erzbistum stellt am Donnerstag, rund ein Jahr nach dem ursprünglich geplanten Termin, ein Gutachten zum Umgang des Bistums mit sexualisierter Gewalt durch Kirchenpersonal vor. Erzbischof Rainer Maria Woelki und der Betroffenenbeirat werden das Gutachten von den Juristen der Kanzlei Gercke und Wollschläger entgegennehmen. Erste Beratungsergebnisse und mögliche Konsequenzen aus der Untersuchung will Woelki am 23. März mitteilen. Ab dem 25. März soll zudem ein weiteres, zuvor bei einer anderen Kanzlei in Auftrag gegebenes und bisher unveröffentlichtes Gutachten für Interessierte ausliegen. Wegen der abgesagten Veröffentlichung und der Kommunikation dazu steht die Bistumsleitung in der Kritik.