Forscher: Deutsche schlafen tendenziell zu kurz

Forscher: Deutsche schlafen tendenziell zu kurz
17.03.2021
epd
epd-Gespräch: Christiane Ried

Tübingen (epd). Entschleunigung und Ausschlafen in der Corona-Pandemie tun den Menschen laut dem Tübinger Schlafforscher Jan Born nur gut. "Denn wir tendieren in unserer Leistungsgesellschaft dazu, zu kurz zu schlafen - und das ist auf Dauer schädlich", sagte der Leiter des Tübinger Instituts für Medizinische Psychologie und Verhaltensneurobiologie im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf den Weltschlaftag (19. März) und die Zeitumstellung (27./28. März). Jemand, der nicht ausgeschlafen ist, werde auch tagsüber nicht richtig wach. Dass nun viele Menschen coronabedingt im Homeoffice arbeiten und weniger pendeln müssen, sei für den Schlaf der Menschen positiv.

Born geht aber noch weiter: Er findet, dass die Arbeitszeiten flexibler gestaltet werden müssten - nämlich gemäß der inneren Uhr der Menschen. "Warum zum Beispiel Kinder, die etwa zehn bis elf Stunden Schlaf brauchen, um 8 Uhr in der Schule sein und dafür womöglich vor 6 Uhr aufstehen müssen - das ist für mich unverständlich." Für einen guten Schlaf empfiehlt Born: Schlafen zu festen Uhrzeiten, bei Dunkelheit in einem nicht zu warmen und nicht zu kaltem Zimmer. Mittagsschlaf sei auf Dauer, zumindest für Erwachsene, nicht zu empfehlen, sagte er. Richtig tief und erholsam werde ein Schlaf erst bei Dunkelheit.

Bei der Zeitumstellung, die in diesem Frühjahr in der Nacht vom 27. auf den 28. März stattfindet, sieht Born keine Probleme - im Gegenteil. Bei der Zeitumstellung gehe es darum, dass die Menschen ihre aktive Phase bei Tageslicht ausleben könnten. "Je mehr Licht und Sonne, desto besser für unseren Organismus." Für kurze Verschiebungen, wie eine Stunde, lasse die "innere Uhr" den Menschen einen gewissen Spielraum - auch wenn ältere Menschen mehr Probleme hätten, sich an die neue Zeit zu gewöhnen als jüngere, sagte der Schlaf- und Gedächtnisforscher, der 2010 den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis erhalten hatte.