Wormser Dompropst reagiert mit Protestvideo auf Vatikan-Entscheidung

Wormser Dompropst reagiert mit Protestvideo auf Vatikan-Entscheidung

Worms (epd). Der katholische Wormser Dompropst Tobias Schäfer hat mit einem Video-Statement zur Segnung homosexueller Paare für Furore gesorgt. Das von der Glaubenskongregation im Vatikan bekräftigte Verbot von Segensfeiern mache ihn fassungslos, erklärte der Theologe in einer rund dreiminütigen Ansprache, die er zunächst auf seiner persönlichen Facebook-Seite veröffentlichte: "Wo die Kirche glaubt, sich zur Wächterin über den Segen Gottes machen zu müssen, dann ist sie nicht länger Segen für diese Welt." Er werde sich von niemandem verbieten lassen, Gottes Segen jedem zu spenden, der ihn brauche oder erbitte.

Die Glaubenskongregation hatte am Montag der in Deutschland geforderten Einführung katholischer Segensfeiern für homosexuelle Paare eine kategorische Absage erteilt. Es sei "nicht erlaubt, Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist", hieß es. Schäfer kritisierte, die Kirche habe womöglich ihre "ureigenste Aufgabe aufgegeben", wenn sie keine Vollmacht mehr besitze, Menschen zu segnen: "Was für eine Hybris zu glauben, wir müssten Gott vor mutmaßlich sündigen Situationen schützen, wir müssten den Segen Gottes schützen, dass ja er nicht die 'Falschen' erreicht."

Persönlich glaube er nicht, dass Schwule, Lesben oder Transgender allesamt sündige Menschen seien. Aber selbst, wenn es so wäre, müsste die Kirche froh sein, dass auch Sünder unter Gottes Segen stehen: "Sonst wäre wahrlich wenig Hoffnung für eine Kirche, deren sündige Seiten gerade in dieser Zeit so offenbar geworden sind." Das am Montagabend veröffentlichte Video endet mit den dem Reformator Martin Luther zugeschriebenen Worten: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders." Bis Dienstagvormittag war es bereits über 1.000 mal geteilt worden. In Hunderten von Kommentaren erhielt der Dompropst Unterstützung für seine öffentliche Stellungnahme.

Bereits im Februar hatte sich auch der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf vorsichtig dafür ausgesprochen, die Haltung der katholischen Kirche zu Segensfeiern für homosexuelle Paare zu überdenken. In der Praxis fänden solche Segnungen bereits statt, obwohl sie gegen die kirchliche Ordnung verstießen, erklärte er in einem Beitrag für die Bistumszeitung. Die Kirche könne davor nicht die Augen verschließen oder gar versuchen, einen gespendeten Segen wieder "rückgängig machen zu wollen". Eine Gleichstellung von Segensfeiern für homosexuelle Paare und kirchlichen Trauungen lehnt der Mainzer Bischof jedoch ab.

Das vom Vatikan bekräftigte Verbot kommentierte das Bistum Mainz am Dienstag mit den Worten, Kohlgraf teile die Auffassung des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing. Bätzing hatte auf die eindeutige Absage des Vatikan erwidert, auf "Fragen dieser Art" gebe es keine einfachen Antworten. Die Argumente der Glaubenskongregation würden in dem derzeit laufenden innerkatholischen Reformprozess "Synodaler Weg" berücksichtigt.