Queere Kirchenmitglieder empört über Vatikan

Queere Kirchenmitglieder empört über Vatikan
Das Katholische LSBT+Komitee hat sich empört über das "Nein" des Vatikans zu Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare geäußert.

"Die erläuternde Note der Glaubenskongregation rückt gleichgeschlechtliche Liebesbeziehungen in den Kontext von Sünde und fordert homosexuelle Menschen auf, ihre sexuelle Orientierung zu unterdrücken", schreibt das Komitee in einer am Dienstag in Nürnberg veröffentlichten Stellungnahme. Die Glaubenskongregation verspiele damit die vermutlich letzte Chance weltweit, menschenfreundlich und ethisch anschlussfähig zu bleiben.

Die vatikanische Glaubenskongregation hatte am Montag eine Note veröffentlicht, in der sie Segensfeiern für homosexuelle Paare untersagt - mit der Begründung, es sei "nicht erlaubt, Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen. Das Verbot sei jedoch keine ungerechte Diskriminierung, betonte der Präfekt der Glaubenskongregation, Kardinal Luis Ladaria, in der von Papst Franziskus gebilligten Erklärung. Homosexuelle Einzelpersonen können demnach gesegnet werden, wenn sie "den Willen bekunden, in Treue zu den geoffenbarten Plänen Gottes zu leben, wie sie in der kirchlichen Lehre vorgelegt werden".

Das Komitee sagte, dieses übliche vorangestellte amtskirchliche Geplänkel von Respekt und Takt könne bestenfalls als heuchlerisch gelten. Katholiken und Katholikinnen seien vielerorts nicht mehr dazu bereit, gleichgeschlechtliche Beziehungen als Sünde zu diffamieren, Segensfeiern seien bereits Teil "inoffizieller" kirchlicher Praxis und die immer wieder beschworene biblische Verurteilung homosexueller Beziehungen sei theologisch nicht mehr haltbar.

Die Autorität der Glaubenskongregation müsse an der theologischen Qualität ihrer Argumentation gemessen werden und die sei in fast allen Aspekten mangelhaft, sagte Michael Brinkschröder, Sprecher des Katholischen LSBT+Komitees. Angesichts der pastoralen Bedürfnisse von LSBT+ zeige die Glaubenskongregation ein Herz aus Stein. "Sie ist inzwischen selbst zu einem der größten Hindernisse für die Evangelisierung geworden, da sie eine Diskriminierungskirche durchsetzen möchte."

Die Abkürzung LSBT+ steht für lesbisch, schwul, bi, trans und weitere Formen der Sexualität, ein anderes Wort für diese Abkürzung ist das Adjektiv "queer". Das Katholische LSBT+Komitee ist ein kirchenpolitisches Arbeitsbündnis von queeren Kirchenmitgliedern aus verschiedenen christlichen LSBT+Gruppen und setzt sich für die Gleichberechtigung von queeren Personen in der römisch-katholischen Kirche ein.