Gläubige wollen beim Kirchentag zusammen Abendmahl feiern

Konfessionsübergreifende Einladung zu Abendmahl und Eucharistie beim ÖKT
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Katholische und evangelische Theologen haben sich mehrfach für die wechselseitige Einladung zu Abendmahl und Eucharistie beim Kirchentag ausgesprochen - Gemeinden machen es jetzt konkret.
Gläubige wollen beim Kirchentag zusammen Abendmahl feiern
Zum 3. Ökumenischen Kirchentag im Mai wollen Kirchengemeinden in ganz Deutschland ihre Glaubensgeschwister aus allen Konfessionen zu ihren jeweiligen Abendmahlsfeiern einladen. Ein Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen hatte das schon 2019 vorgeschlagen.

Christliche Gemeinden in Frankfurt am Main und deutschlandweit öffneten ihre Türen im Bewusstsein, dass Jesus Christus zu Abendmahl und Eucharistie einlade, erklärten die Veranstalter. Christinnen und Christen aller Konfessionen hätten am letzten Abend des Kirchentags am 15. Mai die Gelegenheit, "unterschiedliche Traditionen kennenzulernen und - dem eigenen Gewissen folgend - das lebendige Gedächtnis Jesu Christi mitzufeiern". Von Frankfurt solle das Signal ausgehen, auch künftig das ökumenische Miteinander zu suchen, teilten die Veranstalter mit.

"Die Einladung durch Jesus Christus selbst überwindet das Festhalten am Trennenden der christlichen Konfessionen. Die geöffneten Türen und der für alle Getauften gedeckte Tisch des Herrn betonen das gemeinsame Zeugnis als Grundlage unserer christlichen Existenz", sagte die evangelische Präsidentin des Ökumenischen Kirchentags, Bettina Limperg. Der katholische Präsident Thomas Sternberg betonte, auf Grundlage des gemeinsamen Zeugnisses könnten die Besucherinnen und Besucher ihre Gewissensentscheidung treffen.

Freude über erreichte Gemeinschaft

Grundlage für die wechselseitige Einladung zu Abendmahl und Eucharistie ist das Votum des Ökumenischen Arbeitskreises evangelischer und katholischer Theologen "Gemeinsam am Tisch des Herrn", das 2019 veröffentlicht wurde. Darin sprechen sich führende Theologinnen und Theologen beider Konfessionen für die Möglichkeit aus, dass Protestanten und Katholiken in eigener Gewissensentscheidung an der Mahlfeier der jeweils anderen Konfession teilnehmen können, da nach ihrer Auffassung nicht die Kirche, sondern Jesus Christus zum Abendmahl einlädt. Bislang können evangelische und katholische Christen nicht gemeinsam Abendmahl feiern, das würde eine kirchliche Einheit voraussetzen. In Ausnahmefällen ist eine Teilnahme etwa von Ehepartnern evangelischer Konfession an der katholischen Eucharistie möglich.

Die Münsteraner katholische Theologin Dorothea Sattler sprach bei einem Video-Pressegespräch von einer "Zeit der Ernte" der theologischen Erkenntnisse aus den vergangenen Jahrzehnten. Es sei wichtig, diese Erkenntnisse nun auch in ein veränderte Handlungsformen zu übertragen. Sie wünsche sich, dass die Mahlfeiern beim Kirchentag zur alltäglichen Praxis an jedem Sonntag in den Kirchengemeinden würden. Sattler ist wissenschaftliche Leiterin des Ökumenischen Arbeitskreises und Mitglied im Präsidium des Kirchentags. Der Berliner evangelische Theologieprofessor Christoph Markschies, ebenfalls Mitglied des Präsidiums, betonte, er freue sich über die erreichte Gemeinschaft. "Die Tatsache, dass wir so weit gekommen sind, kann ruhig gefeiert werden", sagte er.

Der Vatikan, der in Fragen der katholischen Lehre maßgeblich ist, hatte das Votum des Arbeitskreises abgelehnt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, der zugleich als Bischof von Limburg Gastgeber des Ökumenischen Kirchentags ist, hatte vor kurzem in einem Schreiben an die Priester des Bistums deutlich gemacht, dass es beim Kirchentag keine Interkommunion geben werde. Aber auch in katholischen Gottesdiensten sollten sich nichtkatholische Teilnehmende "als willkommene Gäste erfahren", schrieb Bätzing, der auch bischöflicher Vorsitzender des Ökumenischen Arbeitskreises ist.

Auf www.oekt.de werden ein evangelischer, ein römisch-katholischer und ein evangelisch-freikirchlicher Gottesdienst live übertragen, ebenso eine orthodoxe Vesper. Die Gemeinden werden auch eine analoge Teilnahme ermöglichen, für die wegen der Pandemie eine Anmeldung erforderlich ist. Der 3. Ökumenische Kirchentag sollte ursprünglich vom 12. bis 16. Mai in Frankfurt am Main mit mehr als 200.000 Besuchern stattfinden. Wegen der Corona-Pandemie wird sein Programm nun hybrid und dezentral, im Internet und vor Ort angeboten.