Michael Blume: Gewalteskalation bei "Querdenkern" war zu erwarten

Michael Blume: Gewalteskalation bei "Querdenkern" war zu erwarten

Stuttgart (epd). Aus Sicht des baden-württembergischen Antisemitismusbeauftragten Michael Blume ist die zunehmende Gewaltbereitschaft bei den Protesten gegen die Corona-Politik wenig überraschend. "Wenn Menschen schon viel Zeit, Geld und soziale Beziehungen in Verschwörungsmythen investiert haben, fällt es ihnen immer schwerer zuzugeben, dass es gar keine Weltverschwörung gibt", sagte der Experte für Verschwörungsmythen am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie verspürten dann richtige Schmerzen, sogenannte kognitive Dissonanz, und würden häufiger aggressiv.

"Verschwörungsbewegungen wie die 'Querdenker' schrumpfen also immer weiter, ihnen nahestehende Parteien scheitern auch bei Wahlen - doch unter den Verbleibenden wachsen Wut und Gewaltbereitschaft", sagte der Antisemitismusbeauftragte und forderte einen wehrhafteren Rechtsstaat, verstärkte Seelsorge sowie Angebote der Aussteigerberatung. Auch christliche Seelsorgerinnen und Seelsorger sieht Blume in der Pflicht. Sie bräuchten Kenntnisse in Verschwörungspsychologie, "um den bedrängenden Ängsten vor einer erlogenen Weltverschwörung das Vertrauen und die Hoffnung der 'guten Botschaft' entgegenzusetzen".

Am Samstag hatten bundesweit mehrere tausend Menschen gegen die Corona-Maßnahmen protestiert. In Dresden wurden Polizisten attackiert. In Stuttgart griffen Demonstranten nach Angaben der Polizei ein Fernsehteam sowie Polizeibeamte an.

Ein Jahr nach dem Beginn der Pandemie in Deutschland hatte die aus Stuttgart stammende Initiative "Querdenken" zu den Demonstrationen aufgerufen. Bei ihren Versammlungen im zurückliegenden Jahr waren immer wieder verschwörungstheoretische Reden gehalten worden, und es hatten sich Rechtsextremisten unter die Demo-Teilnehmer gemischt.