Intensivmediziner besorgt über Mangel an Pflegepersonal

Intensivmediziner besorgt über Mangel an Pflegepersonal

Berlin, Essen (epd). Intensivmediziner warnen vor einer massiven Verschärfung des Personalmangels auf den Intensivstationen. "Schon vor Corona hatten wir vor allem im Bereich der Intensivstationen zu wenig Pflegekräfte", sagte Gernot Marx, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Online: Sonntag, Print: Montag). Durch die Corona-Pandemie habe sich die Situation noch einmal erheblich verschärft.

"Wir müssen die Flucht aus dem Pflegeberuf unbedingt stoppen", betonte Marx. In der beginnenden dritten Welle der Covid-19-Pandemie hielten die Pflegenden derzeit aus Pflichtgefühl noch durch. "Aber was kommt danach?" Nach einer neuen Umfrage überlegten rund 32 Prozent der Pflegenden derzeit, aus dem Beruf auszusteigen, warnte der Intensivmediziner. "Wir wollen und müssen die Arbeitsbedingungen der Pflegenden verbessern und die Attraktivität des Arbeitsfeldes erhöhen."

Auch DIVI-Präsidiumsmitglied Felix Walcher warnte vor einem Kollaps der Intensivversorgung: "Es gibt kein Intensivbett ohne Pflege! Wir Ärzte stehen nicht den ganzen Tag am Bett der Patienten - das sind die Pflegenden." Nötig seien jetzt rasche Verbesserungen im Arbeitsalltag des Pflegepersonals. "Sonst wird uns dieses hochqualifizierte Personal von der Fahne gehen und das System ist so wie jetzt nicht mehr aufrecht zu erhalten", warnte der Direktor der Unfallchirurgie der Uniklinik Magdeburg.

In einem gemeinsamen Papier fordern die DIVI und die Deutsche Gesellschaft für Fachkrankenpflege und Funktionsdienste (DGF) laut Zeitungsbericht konkrete Verbesserungen zur Stärkung der Intensivpflege in Deutschland. Der Forderungskatalog umfasse unter anderem einen am tatsächlichen Pflegebedarf orientierten Personalschlüssel, moderne Arbeitszeitmodelle und eine der Qualifikation angemessene Bezahlung, hieß es.

Wichtig sei zudem eine bessere psychische Unterstützung der oft extrem belasteten Intensivpfleger, betonte Walcher: "Bis zum heutigen Tag gibt es keinen Psychologen oder professionelle Strukturen im Krankenhaus, an die sich ein Mitarbeiter wenden kann, wenn er mit einem belastenden Ereignis nicht mehr alleine emotional fertig werden kann."