Frauentagsdebatte: Abgeordnete warnen vor Rückschritten

Frauentagsdebatte: Abgeordnete warnen vor Rückschritten

Berlin (epd). In der diesjährigen Bundestagsdebatte zum Internationalen Frauentag haben Abgeordnete aller Fraktionen mit Ausnahme der AfD vor Rückschritten bei der Gleichberechtigung infolge der Corona-Pandemie gewarnt. Von der Union bis zur Linksfraktion riefen Politikerinnen am Freitag in Berlin dazu auf, sich in Politik und Wirtschaft dagegenzustemmen.

Mit Blick auf den geringen Frauenanteil von weniger als einem Drittel der Abgeordneten im Bundestag kündigte die SPD-Abgeordnete Leni Breymaier ein verfassungsfestes Paritätsgesetz an. Der Frauenanteil im Bundestag müsse dem in der Gesellschaft entsprechen, sagte sie. Das Wahlrecht entsprechend auszugestalten, obliege dem Gesetzgeber. Ulle Schauws von den Grünen warf der Koalition hingegen vor, sie habe bisher nichts unternommen für die Parität in den Parlamenten.

Die stellvertretende Unionsfraktionsvorsitzende Nadine Schön (CDU) sagte, das vergangene Jahr sei für Frauen besonders hart gewesen. Die Krise könne aber zur Chance werden, wenn daraus die richtigen Lehren gezogen würden für bessere Kinderbetreuung, die Aufwertung sozialer Berufe, flexiblere Arbeitsformen und Teilzeit auch für Führungspositionen. Bundesfrauenministerin Franziska Giffey (SPD) verwies auf den Gesetzentwurf für mehr Frauen in Unternehmensvorständen: "Wir akzeptieren nicht, dass nur zehn Prozent Frauen in den Vorständen sind", sagte sie.

Die AfD-Abgeordnete Mariana Harder-Kühnel widersprach der Darstellung, die Corona-Krise werfe Frauen zurück. Wie berufstätige Frauen und Mütter die Krise bewältigten sei eine "Meisterleistung" und kein Rückfall in alte Rollenbilder. Nach einer Umfrage unter weiblichen Bundestagsabgeordneten, die das Nachrichtenmagazin "Der Spiegel" vor kurzem veröffentlicht hatte, betrachten 61 Prozent der Parlamentarierinnen die gegenwärtigen Entwicklungen als Rückschritt für die Stellung von Frauen. Die FDP-Abgeordnete Gyde Jensen sagte, die Pandemie habe "dem Rollback einen Zeitraffer verpasst". Der Anteil der Mütter, die sich derzeit allein um ihre Kinder kümmerten, habe sich verdoppelt.

Außenminister Heiko Mass (SPD) sagte, die "Schattenpandemie" neben der Corona-Pandemie sei "der weltweite Rollback von Frauenrechten", dem Frauen und Mädchen in Konfliktgebieten, anders als in Deutschland, schutzlos ausgesetzt seien. Deshalb habe sich Deutschland im Sicherheitsrat für die Verfolgung sexueller Gewalt eingesetzt und fördere weltweit Projekte zum Schutz von Frauen und der Stärkung ihrer Rechte.

Der Internationale Frauentag ist jedes Jahr am 8. März. Er wurde von den Sozialisten im Kampf für Frauenrechte ausgerufen und erstmals 1911 begangen.