Kultur: Grütters fordert zügige Umsetzung der Rückkehrpläne

Kultur: Grütters fordert zügige Umsetzung der Rückkehrpläne
Bund und Länder haben einen Stufenplan zur Rückkehr der Kultur aus dem Lockdown verabredet. Den Anfang machen am Montag etwa Buchhandlungen. Kulturstaatsministerin und Kulturrat begrüßen die Entscheidung. Kinos und Musiker zeigen sich enttäuscht.

Berlin (epd). Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) erwartet von den Bundesländern eine zügige Umsetzung des verabredeten Stufenplans zur Öffnung von Kultureinrichtungen. "Ich bin überzeugt, Öffnungen im Kulturbereich sind verantwortlich, gut umsetzbar und schlicht notwendig - für die Kreativen, aber auch für uns, ihr Publikum", erklärte die Kulturstaatsministerin am Donnerstag in Berlin. Wissenschaftliche Studien, zuletzt die aus dem Umweltbundesamt, hätten dies bestätigt. "Deutschland braucht gerade in diesen Zeiten die Kultur, weil sie Raum für Debatten und Demokratie, Empathie und Energie schafft", sagte Grütters.

Die Bundeskanzlerin und die Regierungschefs der Länder hatten am Mittwochabend Öffnungsschritte für den Kulturbereich beschlossen. Danach können vom 8. März an bundesweit Buchhandlungen wieder öffnen, auch für Bibliotheken können länderbezogene Regelungen getroffen werden. In weiteren Öffnungsschritten dürfen unter bestimmten Bedingungen vom 8. März an zunächst Museen, Galerien und Gedenkstätten, ab 22. März auch Theater, Kinos sowie Konzert- und Opernhäuser wieder den Betrieb aufnehmen. Voraussetzung ist einer stabiler Sieben-Tage-Inzidenzwert von unter 50 beziehungsweise unter 100 Neuinfektionen auf 100.000 Einwohner.

Der Deutsche Kulturrat begrüßte die von Bund und Ländern verabredeten Öffnungsszenarien. Das zeige einen ersten Weg für Buchhandlungen, Museen, Galerien, Gedenkstätten, Kinos, Theater sowie Konzert- und Opernhäuser aus dem Lockdown, erklärte Geschäftsführer Olaf Zimmermann am Donnerstag in Berlin: "Langsam lichtet sich der Nebel." Zugleich bedauerte der Kulturrat, dass für andere Branchen im Kulturbereich wie Konzertveranstalter, Clubs und Amateurmusiker noch keine Beschlüsse gefasst wurden. Sie seien auf das nächste Krisentreffen am 22. März vertröstet worden.

Kritik an den Beschlüssen kam daher von der Kino-Branche und der Deutschen Orchestervereinigung (DOV). Beide Verbände begrüßten zwar die Öffnungsperspektive. Doch komme eine Wiederöffnung für sie zu spät. "Dies ist in Anbetracht der wirtschaftlichen Lage der Filmtheater ein schwerer Schlag und eine große Hürde für den Start neuer Filme", sagte Christine Berg, Vorstand des Interessenverbands HDF Kino und drängte auf eine Beschleunigung aller Maßnahmen.

DOV-Geschäftsführer Gerald Mertens beklagte, dass Orchester und Theater "abermals Schlusslicht" seien. Dabei gehe von Theater- und Konzertveranstaltungen faktisch keine Infektionsgefahr aus, sagte Mertens: "Für Zehntausende freischaffende Musikerinnen und Musiker gibt es noch gar keine Perspektiven. Das ist extrem unbefriedigend."

Unterdessen hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am Mittwoch eine zusätzliche Milliarde Euro für die Aufstockung und Fortsetzung des Rettungs- und Zukunftsprogramms "Neustart Kultur" beschlossen. Insgesamt wird der Bund damit zwei Milliarden Euro an Corona-Hilfen für den Kulturbereich zur Verfügung stellen. Dies entspreche dem gesamten Bundeskulturetat eines Jahres, sagte Grütters. Wichtig sei jetzt, dass die Umsetzung so schnell wie möglich erfolge.

Mit den weiteren Mitteln soll der zusätzliche Bedarf durch den zweiten Lockdown abgedeckt werden, sagte Grütters. Gleichzeitig werde es neue Programme geben, mit denen bisherige Förderlücken geschlossen werden. So werde künftig noch stärker ein Schwerpunkt auf Hilfen für einzelne Künstlerinnen und Künstler gelegt beispielsweise durch Stipendienprogramme. Ursprünglich hatten Grütters und Verbände wie der Deutsche Kulturrat zusätzliche 1,5 Milliarden Euro für die Kultur gefordert.

Nach einer EU-weiten Studie ist laut der Kulturstaatsministerin die gesamte Kultur- und Kreativwirtschaft mit einem Umsatzverlust von 31 Prozent der von der Corona-Krise mit am stärksten betroffene Wirtschaftszweig, noch vor der Tourismus- und Automobilindustrie. Am stärksten sei dabei mit Rückgängen von 90 Prozent die Darstellende Kunst betroffen.