Missbrauch: Kommission hat Zweifel an Aufklärungswillen in Köln

Missbrauch: Kommission hat Zweifel an Aufklärungswillen in Köln

Berlin (epd). Die unabhängige Kommission zur Aufarbeitung sexuellen Kindesmissbrauchs dringt auf Transparenz bei der Aufklärung von Missbrauch im Erzbistum Köln. Der begonnene Aufarbeitungsprozess "ist mittlerweile schwer beschädigt", heißt es in einer am Montag veröffentlichten Stellungnahme des beim Missbrauchsbeauftragten der Bundesregierung angesiedelten Gremiums.

"Von außen betrachtet ist der Eindruck von Vertuschung beim Vorgehen im Erzbistum Köln stärker als das Vertrauen auf einen echten Aufarbeitungswillen", heißt es darin weiter. Das in Auftrag gegebene Gutachten zum Ausmaß des Missbrauchs im Erzbistum nicht zu veröffentlichen, wecke "erhebliche Zweifel an dem Willen einer ehrlichen Aufarbeitung".

Der katholische Erzbischof Rainer Maria Woelki steht in der Kritik, weil er ein 2018 von ihm beauftragtes und inzwischen fertiggestelltes Missbrauchsgutachten einer Münchner Kanzlei nicht veröffentlichen will. Stattdessen gab der Kardinal ein neues Gutachten in Auftrag, das am 18. März veröffentlicht werden soll. Dem Kardinal wird zudem Vertuschung vorgeworfen, weil er 2015 nach der Prüfung von Personalakten einen mutmaßlichen Missbrauchsfall nicht an den Apostolischen Stuhl in Rom gemeldet hat.

Die Aufarbeitungskommission erklärte, es wäre dringend Klärung gegenüber den Betroffenen und der Zivilgesellschaft geboten. Besonders schwer wiege, "dass sich einige Mitglieder des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln instrumentalisiert fühlen". Sie hätten sich bereiterklärt, das Bistum bei der Aufklärung der Verbrechen der Vergangenheit und bei der Verbesserung der Prävention zu unterstützen. "Sie haben dem Bistum damit ein Vertrauen entgegengebracht, das nun schwer enttäuscht wurde", heißt es in der Stellungnahme.

Die Kommission verwies auf die von ihre vorgelegten Empfehlungen zur Aufarbeitung von sexueller Gewalt. Demnach müssten Unabhängigkeit, Transparenz, Vertragssicherheit sowie die Beteiligung und Mitsprache von Betroffenen gewährleistet sein. Der unabhängige Missbrauchsbeauftragte Johannes-Wilhelm Rörig hatte in einem Gespräch mit dem epd ebenfalls eine unabhängige Aufarbeitung im Erzbistum Köln gefordert. "Das Erzbistum sollte zügig Transparenz sicherstellen", sagte Rörig.