Rekowski: Frust und Ratlosigkeit in Ökumene-Debatte

Rekowski: Frust und Ratlosigkeit in Ökumene-Debatte
13.02.2021
epd
epd-Gespräch: Ingo Lehnick

Düsseldorf (epd). Die Ökumene von Katholiken und Protestanten tritt nach Einschätzung des scheidenden Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland, Manfred Rekowski, auf der Stelle. "Die ökumenische Großwetterlage ist derzeit nicht frei von Enttäuschungen", sagte der leitende Theologe der zweitgrößten deutschen Landeskirche dem Evangelischen Pressedienst (epd) und verwies insbesondere auf die Ablehnung gemeinsamer Abendmahlsfeiern von evangelischen und katholischen Christen durch den Vatikan.

"Das sorgte für Frustration, zumal selbst der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, eine ernsthafte Auseinandersetzung mit den theologischen Argumenten vermisste", sagte Rekowski. "Jetzt herrscht wieder eine gewisse Ratlosigkeit." Der Ökumenische Arbeitskreis evangelischer und katholischer Theologen (ÖAK) hatte die wechselseitige Öffnung der Mahlfeiern für Christen der anderen Konfession vorgeschlagen. Das sei ein sehr kluger Versuch gewesen, "das Prinzip der Einheit in versöhnter Verschiedenheit anzuwenden", erklärte der rheinische Präses. "Es ging darum, auf Basis der biblischen Tradition Brücken zu bauen."

Im Rückblick auf die Ökumene-Erfahrungen in seiner achtjährigen Amtszeit an der Spitze der rheinischen Kirche zog Rekowski eine gemischte Bilanz. Es habe zwar "nicht unbedingt Sprünge nach vorne" gegeben. "Wir waren aber mit den Bistümern beharrlich und kontinuierlich im Gespräch und sind dabei weitergekommen, etwa im Blick auf Strukturfragen wie pastorale Versorgung und Kooperationen bei der Gebäudenutzung." Mit fast allen Bistümern im Rheinland seien Vereinbarungen über eine ökumenische Zusammenarbeit geschlossen worden.

Um trotz sinkender Mitgliederzahlen christlichen Religionsunterricht weiter anbieten zu können, vereinbarten die evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen mit allen Bistümern in NRW außer dem Erzbistum Köln einen konfessionell-kooperativen Religionsunterricht, der den Gemeinsamkeiten, aber auch den Unterschieden der Konfessionen gerecht werden soll. "Derzeit laufen intensive Gespräche über ähnliche Regelungen in Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland", sagte Rekowski.

Dass es mit dem Erzbistum Köln bislang nicht zu einer solchen Vereinbarung kam, zählt der 63-jährige Theologe, der am 20. März in den Ruhestand verabschiedet wird, zu den "ökumenischen Enttäuschungen" seiner Amtszeit. Nachvollziehbar sei das Argument für ihn nicht, es gebe noch überall im Erzbistum genügend katholische Schüler: Die schulische Wirklichkeit sehe in Köln nicht anders aus als in Essen. "Fortschritte gibt es aber nur im Konsens, und wenn der nicht da ist, herrscht Stillstand."