Präses Rekowski: Intransparenz bei Missbrauchsaufklärung fatal

Präses Rekowski: Intransparenz bei Missbrauchsaufklärung fatal
13.02.2021
epd
epd-Gespräch: Ingo Lehnick

Düsseldorf (epd). Den Vertrauensverlust durch den Umgang des Erzbistums Köln mit der Missbrauchsfrage bekommt nach den Worten des rheinischen Präses Manfred Rekowski auch die evangelische Kirche deutlich zu spüren. Es gebe "so etwas wie eine ökumenische Haftungsgemeinschaft", sagte Rekowski dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf den Umstand, dass aus Ärger über die schleppende Aufklärung des Missbrauchsskandals im Erzbistum auch Menschen aus der evangelischen Kirche austreten. "Das ist belastend und ich hoffe auf eine baldige Klärung."

Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki steht seit Monaten in der Kritik, weil er ein Gutachten zu Missbrauch durch Kleriker im Erzbistum beharrlich unter Verschluss hält und stattdessen ein neues Gutachten in Auftrag gegeben hat, das am 18. März vorgestellt werden soll. Diesen Vorgang wollte Rekowski nicht kommentieren. "Grundsätzlich finde ich aber, dass man sehr sensibel und verlässlich mit dem Thema Missbrauch umgehen und alles tun muss, was der Aufklärung dient", betonte der leitende Theologe der Evangelischen Kirche im Rheinland. "Was intransparent wirkt oder den Eindruck erweckt, es gebe nur ein beschränktes Interesse an Aufklärung, ist fatal."

Zur Fortsetzung der Ökumene sieht der 63-jährige Theologe keine Alternative. "Dabei sind wir natürlich auch mit Menschen an der Basis der katholischen Kirche im Gespräch", sagte er dem epd. Auch an einer gemeinsamen Andacht mit Woelki am 20. Februar in Düsseldorf hält Rekowski fest. In der rheinischen Kirche waren Stimmen laut geworden, die Andacht sollte abgesagt und stattdessen eine Solidarisierung mit dem katholischen Kirchenvolk signalisiert werden.

"Ein Gottesdienst ist kein unterstützendes Signal für kirchenpolitische Entscheidungen", sagte Rekowski dazu. In der Andacht wolle er aber darauf hinweisen, dass die Passionszeit eine Chance sei, sich von Gott etwas sagen und zur Umkehr rufen zu lassen. "Da muss jeder auf sein Gewissen hören und das tun, was notwendig ist."

Rekowski erinnerte daran, dass die Tradition der gemeinsamen Andachten von rheinischem Präses und Kölner Erzbischof zu Beginn der Advents- und der Passionszeit von seinem Amtsvorgänger Nikolaus Schneider begründet worden sei - "und zwar in einer Zeit, in der es zwischen ihm und dem damaligen Erzbischof Joachim Meisner in Sachfragen ordentlich knirschte". Beide seien sich einig gewesen, dass trotzdem miteinander Gottesdienst gefeiert werden könne.

"Ich finde das richtig", sagte der scheidende Präses der rheinischen Kirche, der nach achtjähriger Amtszeit im März in den Ruhestand geht. "In einem Gottesdienst versammelt sich ja nicht die Gemeinschaft der Fehlerlosen, sondern eine Gemeinschaft der begnadigten Sünder."