"Ärzte ohne Grenzen": Patentschutz für Corona-Impfstoff lockern

"Ärzte ohne Grenzen": Patentschutz für Corona-Impfstoff lockern

Berlin, Genf (epd). "Ärzte ohne Grenzen" drängt zur Lockerung des Patentschutzes für Corona-Medizin und -Impfstoffe, damit schnell weltweit große Mengen zu günstigen Preisen hergestellt werden könnten. Deutschland und andere reiche Staaten müssten ihre Blockadehaltung in der Welthandelsorganisation (WTO) aufgeben, erklärte die Nothilfeorganisation am Mittwoch in Berlin: "Das wäre echte globale Solidarität." An diesem Donnerstag sei eine neue Gesprächsrunde bei der WTO mit Sitz in Genf geplant.

Indien und Südafrika haben einen Antrag eingebracht, der es WTO-Mitgliedsstaaten freistellen soll, für die Dauer der Pandemie geistige Eigentumsrechte auf medizinische Produkte auszusetzen, die im Kampf gegen Corona gebraucht werden. Das würde weltweit eine Ausweitung der Produktion von Impfstoffen, Tests, Medikamenten, Schutzmasken und Beatmungsgeräten ermöglichen und könnte Millionen Menschen schneller Schutz bieten, argumentiert "Ärzte ohne Grenzen". Monopole dürfe es bei Pandemien nicht geben.

Der Vorschlag Südafrikas und Indiens wurde von mehr als 100 Staaten unterstützt, aber unter anderem von EU, USA und Japan abgelehnt. "Kanzlerin Merkel hat vor knapp einem Jahr gesagt, dass ein Covid-19-Impfstoff ein globales öffentliches Gut sein wird und man an möglichst vielen Stellen auf der Welt Produktionskapazitäten für einen Impfstoff schaffen muss. Davon ist jetzt nichts mehr zu sehen", sagte Marco Alves von der Medikamentenkampagne der Hilfsorganisation. "Es ist ein Skandal, dass von dem Bekenntnis zu globaler Weitsicht nur noch nationale Kurzsicht übrig geblieben ist."

"Ärzte ohne Grenzen" verwies auf die schwierige Situation in Afrika. "Wegen der neuen Covid-19-Mutationen kämpfen gerade viele afrikanische Länder mit einer sich schnell ausbreitenden Krankheitswelle und überlasteten Gesundheitssystemen", sagte Khosi Mavuso, medizinischer Leiter von "Ärzte ohne Grenzen" in Südafrika. "Die Pandemie wird nicht nur Patienten mit Covid-19 betreffen, sondern auch mehr Todesfälle und mehr Leid zur Folge haben, weil die Kapazität der Gesundheitssysteme für andere Krankheiten beeinträchtigt wird."