Diözesanrat Köln kritisiert Umgang mit Missbrauch im Erzbistum

Diözesanrat Köln kritisiert Umgang mit Missbrauch im Erzbistum

Köln (epd). Wegen des Umgangs mit dem Missbrauchsskandal haben die Laien im Erzbistum Köln ihre Mitwirkung am katholischen Reformprozess "Pastoraler Zukunftsweg" aufgekündigt. "Wir befinden uns in der größten Kirchenkrise, die wir alle je erlebt haben", sagte der Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum, Tim Kurzbach, am Freitag. "Verantwortliche müssen endlich auch Verantwortung übernehmen."

Erzbischof Rainer Maria Woelki habe "als moralische Instanz versagt und zeigt bis heute keine Haltung", erklärte der Diözesanrat. Woelki wird Vertuschung vorgeworfen, weil er 2015 nach der Prüfung von Personalakten einen mutmaßlichen Missbrauchsfall nicht an den Apostolischen Stuhl in Rom gemeldet hat. Woelki selbst bat Papst Franziskus um Prüfung, ob er eine Pflichtverletzung begangen hat.

Im vergangenen Jahr stoppte das Erzbistum die geplante Veröffentlichung eines Gutachtens der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zu den Missbrauchsfällen im Erzbistum wegen "methodischer Mängel" und beauftragte den Kölner Strafrechtsexperten Björn Gercke mit einer neuen Untersuchung. Sein Gutachten soll im März vorliegen. Zuletzt hatte die Kanzlei Westphal Spilker Wastl angeboten, ihr Gutachten auf der eigenen Internetseite zu veröffentlichen. Vorwürfe, das Gutachten habe methodische Fehler, wiesen die Juristen zurück.

Der Diözesanrat kritisierte, dass das Gutachten weiter verschwiegen werde. "Mitarbeitenden des Erzbistums, die offen sprechen, werden durch das Androhen von arbeitsrechtlichen Konsequenzen eingeschüchtert; Phrasen werden mühlenartig wiederholt", erklärte das Gremium. "Das unerträgliche Verhalten der Bistumsleitung führt schließlich dazu, dass das Vertrauen der Menschen in die Kirche nachhaltig zerstört und nicht mehr reparabel ist." Es komme nun auf volle Transparenz und Offenlegung aller Sachverhalten an.

Zustimmung erhielt das Laiengremium vom Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und der kirchlichen Reformbewegung "Wir sind Kirche". Der ZdK-Vorsitzende Thomas Sternberg nannte die Forderung des Diözesanrates nach Übernahme von persönlicher Verantwortung und Einstehen für persönliches Verschulden auch jenseits juristischer Klärung als "folgerichtig und absolut notwendig".

"Wir sind Kirche" forderte vom Erzbistum schnelles Handeln. "Jeder Tag, an dem im Kölner Erzbistum die Unklarheit über das zurückgehaltene Missbrauchsgutachten andauert, ist einer zu viel", sagte Sprecher Christian Weisner der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Samstag). Das Erzbistum erklärte auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd), sich schnellstmöglich dazu äußern zu wollen.