Verband vermisst Impfstrategie für die häusliche Pflege

Verband vermisst Impfstrategie für die häusliche Pflege

Berlin (epd). Der Bundesverband der privaten Pflegedienste bpa kritisiert die Praxis der Corona-Impfungen von ambulant betreuten pflegebedürftigen Menschen und deren Pflegekräften als unzureichend. "Die zu Hause lebenden 80-jährigen Senioren und die sie Pflegenden werden noch stiefmütterlich behandelt", sagte bpa-Präsident Bernd Meurer am Freitag in Berlin. Es fehle eine Impfstrategie für die ambulante Pflege.

Die Länder hätten weder ein einheitliches Konzept zur Umsetzung der Impfungen der ambulanten Pflegekräfte noch für die große Mehrheit der zu Hause lebenden pflegebedürftigen Menschen. Wer glaube, dieser Personenkreis könne vernachlässigt werden, werde durch die Zahlen zur Infektionshäufigkeit in Privathaushalten eines Besseren belehrt, sagte Meurer.

Die Pflegedienste bieten sich nach Meurers Überzeugung als Impfort ähnlich wie die Heime an. "Wir brauchen pragmatische Lösungen unter Einbeziehung von betreutem Wohnen und Tagespflegen. Zumindest die Mitarbeitenden könnten so zügig vor Ort geimpft und Erkrankungen und Todesfälle vermieden werden." In vielen Bundesländern werde hingegen auf Impfzentren verwiesen. "Neben der aufwendigen Terminvereinbarung für jeden Einzelnen ist Schlange stehen angesagt, obwohl die Pflegekräfte händeringend in der Pflege benötigt werden", beklagte Meurer.

Welche Schwierigkeiten allein mit der Vereinbarung eines Impftermins für 80-Jährige oder deren häufig genauso alte pflegende Angehörige verbunden sind, liege auf der Hand. "Warteschleifen in der Telefonhotline und eine aufzusuchende Webseite sind vielleicht für die jüngere Bevölkerung zu vernachlässigende Probleme, nicht aber für betagte Pflegebedürftige", erklärte Meurer.

In Deutschland sind 4,13 Millionen Menschen pflegebedürftig. 80 Prozent von ihnen werden zu Hause versorgt. Ein Pflegedienst betreut im Schnitt 67 Patienten.