Kirchen rufen zum Jahreswechsel zu Barmherzigkeit und Zuversicht auf

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Kirchen rufen zum Jahreswechsel zu Barmherzigkeit und Zuversicht auf
Leitende Geistliche haben zum neuen Jahr für Mitmenschlichkeit geworben. Die Corona-Pandemie haben die Menschen gelehrt, wie wichtig es sei, für andere zu sorgen, sagte Papst Franziskus.

Die Kirchen haben zum Jahreswechsel inmitten der Corona-Pandemie zu Zuversicht und Mitmenschlichkeit aufgerufen. Papst Franziskus sagte, die Pandemie habe die Menschen gelehrt, wie wichtig die Sorge für andere sei, deren Nöte es zu teilen gelte. Notwendig sei mehr Solidarität im Alltagsleben, erklärte er am Freitag beim Angelusgebet im Vatikan. Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister sprach sich im ZDF-Fernsehgottesdienst für ein Jahr der Barmherzigkeit aus. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, ermutigte dazu, aus der Corona-Krise zu lernen und zu einem besseren Leben beizutragen.

Der Papst betonte: "Jeder von uns ist aufgerufen, in jedem Lebensumfeld Frieden zu schaffen, indem er dem Bruder, der solidarische Hilfe benötigt, die Hand ausstreckt." Sich um andere zu sorgen, fördere den Frieden, weil eine solche Haltung zum Aufbau einer brüderlichen Gesellschaft beitrage, sagte er in der Bibliothek des Apostolischen Palasts anlässlich des katholischen Weltfriedenstags. Wegen Ischias-Beschwerden hatte Franziskus die Messe zum Weltfriedenstag im Petersdom zuvor nicht selbst gefeiert, sondern sich dabei von Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin vertreten lassen.

Bischof Meister sagte: "Wir sind mit vielen Tränen und manchen Schrammen durch das vergangene Jahr gekommen. Wie wäre da ein Jahr mit dem Vorsatz des Erbarmens?" Im Mittelpunkt des aus der Festeburgkirche in Frankfurt am Main übertragenen Gottesdiensts stand die biblische Jahreslosung für das Jahr 2021 "Jesus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist". Barmherzigkeit sei ein treffender Begriff für das in der Pandemie Erlebte und das, was kommen müsse, sagte Meister, der auch Leitender Bischof der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD) ist, laut Predigtmanuskript.

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, sagte, ihm sei angesichts von Corona nicht nach vielen guten Neujahrsvorsätzen zumute. "Dazu geht das, was wir in den letzten Monaten erlebt haben und was wir noch immer erleben, zu tief", sagte der bayerische evangelische Landesbischof am Freitag im Radiosender Bayern1 in einer Morgenfeier zum neuen Jahr. "Ich habe das Gefühl, dass es mit den üblichen guten Vorsätzen nicht getan ist."

"Wir sind als Gesellschaft zu sehr verwundet, zu sehr getroffen von dieser Ohnmacht gegenüber einem kleinen Virus, das man überhaupt nur im Mikroskop sehen kann, als dass mir nach guten Vorsätzen wäre", sagte Bedford-Strohm, der am Freitagabend noch im Berliner Dom predigen sollte. "Dieser Bruch im Lebensgefühl geht einfach zu tief." Es gehe dabei nicht um ein paar Verhaltensänderungen, sondern um etwas viel Grundsätzlicheres: endlich mal wieder jemanden umarmen, einen unbeschwerten Ausflug machen, Besuch bekommen dürfen, ohne die Personen zu zählen.

Die westfälische Präses Annette Kurschus rief dazu auf, angesichts der Corona-Pandemie nicht die Nöte der Menschen aus dem Blick zu verlieren. "Die Pandemie hat unsere Perspektive auf erschreckende Weise enggeführt", schrieb die leitende Theologin, die auch stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende ist, zum Jahreswechsel im "Pfarrinfo". Der rheinische Präses Manfred Rekowski warb dafür, der Silvesternacht "ein Feuerwerk der Menschlichkeit" folgen zu lassen.

Der Limburger Bischof Bätzing erklärte, er empfinde dieses Corona-Jahr, als ob die Zeit "einen Ruck gemacht" habe. Gute Gewohnheiten seien durchbrochen worden, sagte er am Donnerstag im Jahresschlussgottesdienst im Dom St. Bartholomäus zu Frankfurt laut Manuskript. In der Eucharistiefeier zum Jahresbeginn sagte Bätzing am Freitag in Limburg: "Eigentlich kann es nur besser werden, denn der Hoffnungsschein der bevorstehenden Impfungen lässt uns irgendwie ein Ende der Krise erahnen, auch wenn wir uns vermutlich noch auf harte Monate einstellen müssen. Das halten wir aus, wenn es nur irgendwann wieder besser wird."

epd lde/mih