Assistierter Suizid darf nicht zur Normalität werden

Assistierter Suizid darf nicht zur Normalität werden

Münster (epd). Der Münsteraner Bischof Felix Genn hat zu Silvester Tendenzen einer Ökonomisierung des gesamten gesellschaftlichen Lebens beklagt. Christliche Wachsamkeit bedeute aber, den Schwachen und dem "nicht mehr produktiven" Leben den Vorrang zu geben, sagte Genn am Donnerstag in Münster. Der Bischof warnte vor Druck auf Schwerkranke, ihrem Leben durch assistierten Suizid ein Ende zu setzen, weil sie für ihre Angehörigen und ihre Umgebung eine Belastung darstellten.

Nach der Aufhebung des Verbots organisierter Sterbehilfe durch das Bundesverfassungsgericht werde der Gesetzgeber es schwer haben, strenge Regeln für jede Form der Beihilfe zur Selbsttötung zu finden, sagte Genn laut Predigttext. Eine neue Regelung müsse einerseits den Vorgaben des Gerichtes gerecht werden, andererseits aber verhindern, "dass der assistierte Suizid zu einer Normalvariante des Sterbens in unserem Land wird", forderte der Bischof in der St. Lamberti-Kirche.

Zugleich warnte Genn vor Egoismus und einer "Konzentration auf das eigene Ich". Freiheit sollte so gelebt werden, "dass ich nicht total autonom bin, sondern eingebunden bin in die Fürsorge für andere". Freiheit bedeute, den Blick für den Nächsten so zu behalten, dass man sich in seiner Freiheit auch dadurch einschränken lassen könne. Das sei "wahres Quer-Denkertum", betonte Genn.