Weihnachtliche Frauenkirchen-Vesper wegen Corona ohne Gäste

Weihnachtliche Frauenkirchen-Vesper wegen Corona ohne Gäste
Die Weihnachtliche Vesper der Frauenkirchen-Fördergesellschaft ist in Dresden Tradition. 27 Jahre lang feierten sie Tausende Menschen bei Wind und Wetter einen Tag vor Heiligabend unter freiem Himmel. Doch Corona kratzt am Ritual.

Dresden (epd). Der sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat bei der Weihnachtlichen Vesper in Dresden zu Solidarität und Nächstenliebe aufgerufen. "Es ist wichtig, dass wir zusammenhalten - gerade in dieser Zeit", sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in der Dresdner Frauenkirche. Die Weihnachtsgeschichte enthalte viel Mutmachendes, sie gebe Zuversicht, auch so einer großen Herausforderung wie der Corona-Pandemie zu begegnen. Es gelte, "die Dinge so anzunehmen, wie sie sind".

Erstmals seit 27 Jahren wurde die Weihnachtliche Vesper am 23. Dezember in Dresden nicht auf dem Neumarkt unter freiem Himmel und ohne Gäste gefeiert. Die Veranstalterin, die Gesellschaft zur Förderung der Frauenkirche Dresden, musste den Gottesdienst coronabedingt in den Kirchenraum verlegen. Die Feier wurde vom MDR-Fernsehen live übertragen.

Der sächsische evangelische Landesbischof Tobias Bilz rief in seiner Predigt dazu auf, auch in schwierigen Zeiten zu vertrauen. Menschen seien in der Pandemie von besonderen Erwartungen und Lasten bestimmt, sie hätten Angst und Sorge, seien vielleicht traurig, weil ihre Festtagsgäste ausbleiben werden. Da brauche es Vertrauen in die Zukunft, sagte Bilz.

Der Landesbischof appellierte an Christen, gerade in der Krise sich auf ihren Glauben zu besinnen. In der Weihnachtsgeschichte habe Josef auf Gott vertraut und auf seine Maria, sagte der Bischof. Er habe Ruhe in eine aufregende Situation gebracht. Damit sei er als Randfigur zum Glaubenshelden geworden.

Kretschmer sagte, in der Pandemie seien manche Menschen immer lauter geworden, wenn ihre Position nicht durchgedrungen sei: "Das ist keine gute Entwicklung." Es sei "nicht egal, was man glaubt und welche Position man vertritt." Es gebe einen Grundkonsens des Zusammenlebens.

Der Regierungschef appellierte, dass alle den Heiligen Abend in einer großen gegenseitigen Verantwortung feiern. Gottesdienste seien möglich. Er vertraue darauf, dass die Kirchen damit verantwortlich umgingen. "Wir Christen nehmen mit, dass wir nie allein sind", sagte der Regierungschef, "immer dort, wo wir Jesus Christus nah sein wollen, ist der Heilige Geist."

Die Weihnachtliche Vesper fand bisher stets unter freiem Himmel statt, die erste 1993 noch während des Wiederaufbaus der Frauenkirche auf der Baustelle vor dem Altar, der aus den Trümmern der Kirchenruine geborgen worden war. Bilz bedauerte die notwendige Distanz in der Corona-Pandemie: "Ich hatte mich auf Sie gefreut, draußen auf dem Neumarkt - jetzt schaue ich in die Linse einer Kamera." Aber das sei in diesen Tagen nicht anders möglich. "Die Lage ist zu ernst", sagte der Bischof.

Seit 1993 zog die Weihnachtliche Vesper vor Heiligabend Hunderttausende Besucherinnen und Besucher an, die sich jeweils am 23. Dezember bei Wind und Wetter auf dem Neumarkt vor der Frauenkirche auf das Weihnachtsfest einstimmten. Im vergangenen Jahr zählten die Veranstalter rund 18.000 Menschen.

Sachsen ist derzeit bundesweit Corona-Hotspot. Der Wert lag am Mittwoch bei 414 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Einen Tag zuvor betrug der Sieben-Tage-Wert 427.