Sozialphilosoph Horster rechnet mit Diskussionen um Impfungen

Sozialphilosoph Horster rechnet mit Diskussionen um Impfungen

Hannover (epd). Der hannoversche Sozialphilosoph Detlef Horster rechnet mit Blick auf die Corona-Impfungen noch mit großen Diskussionen. "Es ist sinnvoll, Alte und systemrelevante Personen zuerst zu impfen", sagte Horster, der bis 2007 als Professor für Sozialphilosophie an der Universität Hannover lehrte, der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Montag). "Die Frage ist nur, was systemrelevant ist. Dass Pflegekräfte zu dieser Gruppe zählen, steht außerfrage. Aber warum nicht die Kassiererin im Supermarkt?"

Eine Priorisierung sei auch nicht gleichbedeutend mit einer Privilegierung, erläuterte er. "Wenn man Heimbewohner und Pflegekräfte zuerst impft, profitieren alle Bevölkerungsgruppen davon. Denn Heime entwickeln sich oft zu Hotspots, von denen dann ein Risiko für die gesamte Bevölkerung ausgeht." Wenn die Alten zuerst geimpft werden, gewönnen auch die Jüngeren mehr Bewegungsfreiheit, weil Inzidenzen sänken. Ein Bevorzugen von teils hoch bezahlten Sportlern, um etwa olympische Spiele oder Fußballturniere zu retten, würde dagegen nicht auf Akzeptanz stoßen. "Sie wäre auch nicht durch das Grundgesetz gedeckt."

Er sei gegen eine staatliche Impfpflicht, sagte Horster. "Ich bin aber optimistisch, dass sich so viele Menschen freiwillig impfen lassen, dass die gesamte Gesellschaft geschützt wird." Jeder müsse sich fragen, ob er andere gefährden kann. "So gesehen sehe ich eine moralische Verpflichtung zur Impfung."