Ministerpräsidenten für Verzicht auf Weihnachtsgottesdienste

Gottesdienst in Corona-Zeiten
© epd-bild/Thomas Lohnes
Immer mehr Stimmen werden laut, auf den diesjährigen Besuch des Weihnachtsgottesdienstes freiwillig zu verzichten.
Ministerpräsidenten für Verzicht auf Weihnachtsgottesdienste
Kanzleramtschef Braun wirbt für «Hybrid-Gottesdienste»
Der Besuch der Weihnachtsgottesdienste ist bislang unter strengen Corona-Regeln mit Einschränkungen erlaubt. Aber immer mehr Stimmen werden laut, die zu einem freiwilligen Verzicht aufrufen.

Die Bedenken gegen den Besuch von Gottesdiensten an Weihnachten nehmen zu. Vor dem Hintergrund der hohen Corona-Infektionszahlen raten die Ministerpräsidenten von Sachsen und Sachsen-Anhalt, Michael Kretschmer und Reiner Haseloff (beide CDU), von einem Kirchenbesuch zu Weihnachten ab. Jeder müsse Kontakte reduzieren, sagte Kretschmer am Montag dem Nachrichtenradio MDR Aktuell: "Das ist für viele Menschen bitter. Aber wir tun es für unsere nächsten Angehörigen, die wollen wir schützen." Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sprach sich für sogenannte Hybrid-Gottesdienste zu Weihnachten aus.

Braun fügte hinzu, Religionsfreiheit sei ein besonders geschütztes Grundrecht, Weihnachten und Gottesdienste gehörten zusammen. Allerdings müsse auch bei Gottesdiensten auf Möglichkeiten der Kontaktreduzierung zurückgegriffen werden, sagte er am Montag im RBB-Inforadio. Bei Hybrid-Gottesdiensten sitzt ein Teil der Gemeinde vor Ort in der Kirche, ein anderer Teil verfolgt den Gottesdienst per Video-Stream.

Konkrete Regeln für Bund und Länder

Bund und Länder haben am Sonntag für Gottesdienste konkrete Regeln beschlossen: mindestens 1,5 Meter Abstand zwischen Teilnehmern, Maskenpflicht, kein Gesang und Anmeldepflicht. Das Bundesinnenministerium soll Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zufolge erneut mit den Kirchen Gespräche über die Gottesdienste führen. Diese sollen nach Informationen des Evangelischen Pressedienstes (epd) an diesem Dienstagnachmittag stattfinden.

Ministerpräsident Kretschmer betonte erneut, dass er den Weihnachtsgottesdienst in diesem Jahr erstmals nicht besuchen werde. Er wolle "seinen Beitrag leisten, Kontakte zu vermeiden". Wenn man ein "frommer Christ sein möchte, und das Thema für einen selbst sehr wichtig ist, dann muss man dazu nicht in die Kirche gehen", sagte der CDU-Politiker.

Bilz: Kirchen zu Weihnachten offen halten

Auch Sachsen-Anhalts Regierungschef Haseloff verzichtet in diesem Jahr darauf, zu Weihnachten einen Gottesdienst zu besuchen. Seine Frau und er hätten sich entschieden, "die Mitternachtsmesse vom Papst im Fernsehen anzusehen und dann irgendwann in der Weihnachtszeit - an einem Werktag, wenn nicht so viele Besucher da sind - einen Gottesdienst zu besuchen", sagte er dem Sender.

Sachsens evangelischer Landesbischof Tobias Bilz wirbt weiter dafür, die Kirchen zu Weihnachten offen zu halten. Bilz sagte MDR Aktuell, er stimme zu, dass auch die Kirchen ihrer Verantwortung gerecht werden müssten. "Ich frage mich trotzdem, ob das ein gutes Signal ist, zu sagen, wir schließen unsere Kirchen zu Weihnachten oder es findet überhaupt nichts statt", sagte der Theologe." Es bleibe die Aufgabe der Kirche, für die Menschen da zu sein.

Krankenhäuser schon jetzt überlastet

Zum Thema Familientreffen an Weihnachten sagte Kanzleramtschef Braun, diese seien möglich, wenn man sich gut darauf vorbereite. Dazu gehöre etwa, in der Woche davor faktisch auf Kontakte komplett zu verzichten, um sicher ohne Infektion mit der Familie zusammenzukommen. Dabei verwies Braun darauf, dass vor Weihnachten das Infektionsgeschehen relativ hoch sein werde. Regional gebe es schon jetzt eine deutliche Überlastung der Krankenhäuser.

Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) sagte, er sei froh darüber, dass man bundesweit die "Zehn-Personen-Regel" für die Weihnachtsfeiertage gekippt habe. Der Grundsatz bleibe, dass sich die Menschen an den Feiertagen treffen können sollen, aber eben nur maximal fünf Personen aus zwei Haushalten, "damit die Weihnachtsfeier keine Party wird", betonte Söder am Montag nach einer Kabinettssitzung in München.