Online-Klimagipfel: Mehrere Staaten legen ehrgeizigere Ziele vor

Online-Klimagipfel: Mehrere Staaten legen ehrgeizigere Ziele vor
Merkel sagt armen Ländern weitere finanzielle Unterstützung zu
Die Klimaschutz-Zusagen der Staaten reichen bislang nicht aus, um die Erderwärmung entscheidend einzudämmen. Am Samstag legten mehrere Länder aktualisierte CO2-Ziele vor, darunter der größte Treibhausgasproduzent der Welt.

Frankfurt a.M., New York (epd). Bei einem virtuellen Gipfel der UN haben am Samstag mehrere Staaten verstärkte Anstrengungen beim Klimaschutz zugesagt. Unter anderem kündigte China, der größte Treibhausgas-Produzent der Welt, eine leichte Verschärfung seines CO2-Reduktionszieles bis 2030 an. Die EU präsentierte den Beschluss für ein höheres Klimaziel, das die europäischen Staats- und Regierungschefs am Vortag vereinbart hatten. Auch die Finanzierung des Kampfes gegen die Erderwärmung in armen Staaten stand auf der Tagesordnung. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kündigte weitere finanzielle Hilfen aus Deutschland an, die von Hilfswerken aber als unzureichend kritisiert wurden.

Der virtuelle Gipfel markierte den fünften Geburtstag des Pariser Klimaabkommens, das am 12. Dezember 2015 verabschiedet wurde. Der reguläre Klimagipfel, der ursprünglich diesen November in Glasgow stattfinden sollte, wurde wegen der Corona-Pandemie auf kommendes Jahr verschoben.

Laut der Übereinkunft von Paris müssen die Länder in diesem Jahr aktualisierte Vorgaben zur Emissionsminderung für die Zeit bis 2030 vorlegen. Die bisherigen Zusagen reichen nicht aus, um die Erderwärmung auf 1,5 bis 2 Grad Celsius zu begrenzen, wie es das Abkommen vorsieht. UN-Generalsekretär António Guterres sagte bei der digitalen Konferenz, die Welt steuere auf einen katastrophalen Temperaturanstieg von drei Grad Celsius zu, falls der Kurs nicht geändert werde.

Staatschef Xi Jinping erklärte, sein Land werde bis 2030 den CO2-Ausstoß gemessen an der Wirtschaftskraft um 65 Prozent im Vergleich zu 2005 senken. Bislang lag dieses Ziel bei 60 bis 65 Prozent. Zudem wolle China in zehn Jahren 25 Prozent seines Energiebedarfs aus nichtfossilen Quellen decken - das sind fünf Prozentpunkte mehr als bisher zugesagt. Bereits im September hatte Xi angekündigt, dass China bis 2060 klimaneutral sein soll. China ist der größte Produzent von Treibhausgasen weltweit.

Die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union hatten sich bereits am Freitag darauf verständigt, das EU-Ziel für 2030 von 40 auf 55 Prozent CO2-Reduktion im Vergleich zu 1990 zu erhöhen. Großbritannien will bis in zehn Jahren 68 Prozent weniger Treibhausgase ausstoßen, wie Premierminister Boris Johnson am Samstag bekräftigte.

Indiens Premierminister Narendra Modi erklärte, sein Land werde sein Ziel für 2030 übertreffen. Es liegt laut früheren Ankündigungen bei 33 bis 35 Prozent Treibausgas-Minderung gemessen an der Wirtschaftskraft. In Vertretung der Gruppe der ärmsten Staaten (LDC) kündigte Bhutan strengere Klimaschutzvorgaben für 19 Länder an. Präzisere Ziele legten zudem Kolumbien und Argentinien auf den Tisch.

Auch um die finanzielle Unterstützung für arme Staaten ging es bei der Online-Konferenz. Die wohlhabenden Länder waren aufgerufen, weitere Mittel zuzusichern. Denn das im Paris-Vertrag festgehaltene Ziel, die Klimahilfen aus öffentlichen und privaten Mitteln bis 2020 auf 100 Milliarden Dollar jährlich zu erhöhen, wird laut OECD verfehlt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, weltweit sollte günstiges Kapital für Klimaschutz zur Verfügung stehen. Hierfür stelle Deutschland zusätzlich 500 Millionen Euro bereit. Zudem betonte die Kanzlerin, dass die Bundesregierung ihr Versprechen einhalte, die Haushaltsmittel zur Klimafinanzierung bis 2020 auf jährlich vier Milliarden Euro zu verdoppeln. "Und auch in Zukunft wird Deutschland einen angemessenen Beitrag leisten", fügte Merkel hinzu.

Für die Zeit danach sieht der Vertrag einen weiteren Aufwuchs der Mittel vor. "Ich setze mich dafür ein, dass wir international einen Prozess zur Klimafinanzierung post-2020 starten", sagte die Kanzlerin.

Als unzureichend kritisierten Hilfswerke die Zusagen der Kanzlerin. "Leider fehlt eine konkrete Ankündigung zum Aufwuchs der deutschen Finanzierung für vom Klimawandel betroffene Entwicklungsländer", sagte Care-Klimaexperte Sven Harmeling. Eine Verdoppelung der deutschen Mittel wäre notwendig. Sabine Minninger von "Brot für die Welt" sprach von einer "enttäuschend vagen" Ankündigung der Kanzlerin. "Jetzt verlässt Deutschland seine Vorreiterrolle", sagte Minninger.