Missbrauchsbeauftragter: Kein erkennbarer Rückgang der Fallzahlen

Missbrauchsbeauftragter: Kein erkennbarer Rückgang der Fallzahlen

Düsseldorf (epd). Der unabhängige Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, sieht weiter erheblichen Nachbesserungsbedarf beim Kampf gegen den Missbrauch von Kindern und Jugendlichen. Es gebe bislang "keinen erkennbaren Rückgang der Fallzahlen", sagte er am Donnerstag im Familienausschuss des nordrhein-westfälischen Landtags in Düsseldorf. Vor allem im Internet sei ein "enormer Anstieg" von sexueller Gewalt zu beklagen. Rörig sprach von einer "erschreckenden Normalität" in diesem Bereich.

Vor diesem Hintergrund befürwortet Rörig die Einführung von Landesmissbrauchsbeauftragten in allen Bundesländern, wie es die Grünen im Düsseldorfer Landtag für Nordrhein-Westfalen fordern. "Wir brauchen abgestimmte Maßnahmen in jedem Bundesland", unterstrich der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung. Der nötige Schutz von Kindern und Jugendlichen scheitere auch daran, dass es an Personal und technischer Ausstattung von Fachberatungsstellen und Ermittlungsbehörden fehle, kritisierte er.

Die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) zählt für das Vorjahr 15.936 Straftaten von sexualisierter Gewalt gegen Kinder. Das sind im Durchschnitt 43 Opfer täglich. Die Dunkelziffer wird als deutlich höher angenommen. Im Bereich der Kinderpornografie stieg die Zahl der polizeilich erfassten Delikte 2019 um rund 65 Prozent auf über 12.000 Fälle. Schätzungen zufolge sind hierzulande zehn Prozent der Kinder und Jugendlichen sexualisierter Gewalt ausgesetzt. In der Mehrheit der Fälle erfahren Betroffene die Gewalt im familiären Umfeld.