Experten: Rauchen ist größte vermeidbare Todesursache

Experten: Rauchen ist größte vermeidbare Todesursache
Krebsforschungszentrum stellt Tabakatlas 2020 vor
Die Politik geht nach Ansicht von Medizinern zu wenig gegen Tabakmissbrauch vor. Sie fordern effektivere Maßnahmen gegen das Rauchen, an dem jedes Jahr etwa 127.000 Menschen sterben. Sie wollen erreichen, dass Deutschland bis 2040 rauchfrei wird.

Heidelberg (epd). Das Rauchen ist Wissenschaftlern zufolge die größte vermeidbare Todesursache in Deutschland und der wichtigste vermeidbare Krebsrisikofaktor. Im Jahr 2018 seien allein in Deutschland 127.000 Menschen an den Folgen tabakbedingter Erkrankungen gestorben, sagten Vertreter des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg am Dienstag bei der Vorstellung des "Tabakatlas Deutschland 2020". Das entspreche 13,3 Prozent aller Todesfälle.

Der Vorstandsvorsitzende des DKFZ, Michael Baumann, forderte die Bundesregierung auf, stärker gegen Tabakmissbrauch vorzugehen. Deutschland habe in Europa einen "schändlichen letzten Platz bei Tabakkontrollmaßnahmen", kritisierte der Onkologe. Im Jahr 2018 seien in Deutschland auch 85.000 Krebsfälle durch das Rauchen verursacht wurden. Dies verdeutliche dass enorme Potenzial für solche Maßnahmen.

Deutschland sollte sich das "konkrete, ambitionierte Ziel setzen, bis 2040 rauchfrei zu werden", forderte die Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention des DKFZ, Katrin Schaller. Durch die raucherbedingten Krankheits- und Todesfälle entstünden im Gesundheitswesen und in der Wirtschaft jedes Jahr Kosten von rund 97 Milliarden Euro. Um dies über den Zigarettenpreis zu kompensieren, müsste eine Packung Zigaretten 22,80 Euro kosten.

Damit der Anteil Rauchender in der Bevölkerung unter fünf Prozent gesenkt werden könne, seien konkrete Schritte nötig, so Schaller. Die wichtigste Maßnahme wären Steuererhöhungen auf Tabakprodukte. Dazu gehöre auch ein verbesserter Nichtraucherschutz, mehr Programme zur Tabakentwöhnung sowie Werbeverbote an Verkaufsorten wie Supermarktkassen oder Tankstellen.

Die ökologischen Folgen der weltweiten Tabakindustrie erläuterte Laura Graen von der Stabsstelle Krebsprävention des DKFZ. So verursachten Raucher weltweit eine ähnliche Menge klimaschädlicher Gase wie das gesamte Industrieland Österreich. Außerdem verletze die Tabakindustrie Menschenrechte vom Anbau bis zur Vermarktung des fertigen Produkts. Dazu gehöre das Recht auf Gesundheit und Gesundheitsversorgung oder das Recht auf Schutz vor Kinder- und Zwangsarbeit.

In der dritten Auflage des Tabakatlas hat das DKFZ aktuelle Daten und Fakten rund um den Tabakkonsum sowie die damit verbundenen gesundheitlichen Risiken und gesellschaftlichen Folgen zusammengefasst. Danach raucht in Deutschland etwa jeder vierte Erwachsene sowie jeder fünfte Jugendliche im Alter von 15 bis 24 Jahren, darunter deutlich mehr junge Männer als junge Frauen.