Klinische Covid-19-Studie mit deutscher Unterstützung in Afrika

Klinische Covid-19-Studie mit deutscher Unterstützung in Afrika
Minister Müller befürchtet zwei Millionen Tote wegen Corona-Maßnahmen
In 13 afrikanischen Ländern sollen Medikamente für eine frühzeitige Corona-Behandlung gefunden werden. Minister Müller befürchtet, dass die Maßnahmen gegen die Pandemie auf dem Kontinent bis zu zwei Millionen Menschen das Leben kosten könnte.

Berlin (epd). In 13 afrikanischen Ländern ist mit deutscher Unterstützung eine große klinische Covid-19-Studie gestartet. Wie das Bundesforschungsministerium in Berlin mitteilte, werden der gemeinnützigen internationalen Forschungsorganisation DNDi (Drugs for Neglected Diseases Initiative) dafür zwölf Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Ziel der Studie mit dem Namen "Anticov" ist es, geeignete Medikamente für eine frühzeitige Behandlung von Covid-19 zu finden. Nach DNDi-Angaben vom Dienstag wird an bis zu 3.000 ambulanten Patienten mit leichtem bis mittelschwerem Krankheitsverlauf die Wirksamkeit von frühzeitigen Behandlungen mit Medikamenten erprobt. Neben afrikanischen Forschern sind Wissenschaftler aus aller Welt beteiligt.

Ziel sei es, zu verhindern, dass viele Menschen gleichzeitig in Krankenhäuser aufgenommen werden müssten und das Gesundheitssystem überlastet werde. Geforscht wird unter anderen in Zentren in den Ländern Äthiopien, Burkina Faso, Elfenbeinküste, Ghana, Mali und Sudan. Dabei werden zunächst das antiretrovirale Kombinationspräparat Lopinavir/Ritonavir gegen HIV und das Malariamedikament Hydroxychloroquin getestet. Behandlungen, die sich dabei als sicher und wirksam erweisen, sollen im Anschluss für alle bezahlbar zugänglich gemacht werden.

Derweil äußerte sich Bundesentwicklungsminister Gerd Müller (CSU) besorgt über die Folgen der Pandemie für die Menschen in Afrika. Es sei davon auszugehen, dass innerhalb eines Jahres zusätzlich zu den Toten durch das Virus zwei Millionen Menschen sterben könnten, sagte er dem Radiosender Bayern 2 in München. Wegen des Lockdowns kämen keine Medikamente mehr zu den Menschen in den Dörfern, und es baue sich eine Hunger- und Armutskrise auf. Bereits jetzt sei jeder zweite Job gefährdet oder verloren gegangen, betonte der Minister.

Wichtig seien nun Soforthilfen für die Länder. Auch ein Schuldenerlass sei notwendig, doch dieser müsse an Bedingungen gebunden sein, sagte Müller: Die Länder müssten "eine klare Linie gegen Korruption" verfolgen. Der Impfstoff sei ein Lichtblick, diesen müssten jedoch alle bekommen: "Auch die Ärmsten der Armen müssen Zugang haben, und die Industriestaaten müssen hier zur Finanzierung beitragen", forderte der Minister.

epd mey/lbm/nam mih