Erneut Demonstrationen in Leipzig

Erneut Demonstrationen in Leipzig
Angespannte Lage in der Innenstadt bis in den Abend hinein
Vor zwei Wochen lief eine Demonstration der "Querdenken"-Bewegung in Leipzig komplett aus dem Ruder. Für Samstag waren acht Demonstrationen in der Innenstadt angemeldet. Diesmal kamen weniger Menschen, die Lage war dennoch zwischendurch angespannt.

Leipzig (epd). Zwei Wochen nach der aus dem Ruder gelaufenen Demonstration der "Querdenken"-Bewegung ist am Samstag in Leipzig erneut gegen die Corona-Beschränkungen demonstriert worden. Dabei kamen allerdings nach Angaben der Polizei weit weniger Menschen zusammen als am 7. November, nämlich etwa 500 Gegner der Corona-Eindämmungsmaßnahmen. Zugleich demonstrierten rund 1.000 Menschen für einen verantwortlichen Umgang mit der Pandemie.

Die eigentliche Demonstration der Corona-Gegner fand nicht statt, da der Versammlungsanmelder ein unvollständiges Attest zur Maskenbefreiung vorgelegt hatte. Anschließend drohte in der Innenstadt über Stunden das Aufeinandertreffen von Teilnehmern der gegensätzlichen Versammlungslager.

Bei einer ersten Demonstration der "Querdenken"-Bewegung in Leipzig am 7. November war es zu gewaltsamen Angriffen auf Polizisten und Journalisten gekommen. Beteiligt an den Protesten waren nach offiziellen Angaben insgesamt rund 20.000 Menschen, einige Beobachter sprachen sogar von rund 45.000 Teilnehmenden. Die Masken- und Abstandpflicht wurde größtenteils ignoriert.

An diesem Samstag war die Polizei mit einem Großaufgebot im Einsatz. Dabei wurde die Polizeidirektion Leipzig von der sächsischen Bereitschaftspolizei sowie Kräften aus Baden-Württemberg, Brandenburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und Schleswig-Holstein und der Bundespolizei unterstützt.

Bei den unter anderem vom Bürgerbündnis "Leipzig nimmt Platz" initiierten Gegenprotesten kamen nach Polizeiangaben bis zu 1.000 Menschen zusammen. Die größte Kundgebung stand unter der Überschrift "Kritisch bleiben. Abstand halten. Freiheit solidarisch leben - Für Konsequenzen aus dem Desaster von #le0711."

Zur Corona-kritischen Demonstration "Das Leben nach Corona" hatte sich die genehmigte Anzahl von 500 Teilnehmern eingefunden. Wegen des unvollständigen Attests zur Maskenbefreiung untersagte die Versammlungsbehörde die Kundgebung jedoch, die Anmeldung wurde daraufhin zurückgezogen. Die Teilnehmer wurden aufgefordert, den Kurt-Masur-Platz zu verlassen. Anschließend wurde laut Polizei versucht, an mehreren Punkten der Innenstadt Spontandemonstrationen anzumelden, die jedoch nicht genehmigt wurden.

Am Leipziger Markt dauerte die Auflösung der Menschenansammlungen bis in den Abend hinein. Hier drohte über Stunden das Zusammentreffen verschiedener Gruppierungen. Die Beamten setzten "einfache körperliche Gewalt" ein, um die Versammlungen aufzulösen. Vereinzelt habe es auch Steinwürfe auf Polizisten gegeben.

Die Polizei bilanzierte zwei Festnahmen sowie 18 Straftaten, darunter Körperverletzung und Landfriedensbruch. Neun Tatverdächtige wurden ermittelt. Auch wegen des Angriffes auf einen Journalisten sei Anzeige gegen Unbekannt gestellt worden. Nach den Angriffen auf Medienvertreter am 7. November hatte die Polizei diesmal angeboten, Journalisten bei ihrer Arbeit zu begleiten. Außerdem gab es laut Polizei 113 Ordnungswidrigkeitsanzeigen wegen Verstoßes gegen die sächsische Corona-Schutzverordnung.

Kritik an dem Versammlungsgeschehen kam von der Linken. Die Polizei habe konzeptlos und überfordert gewirkt, erklärte die Linken-Landtagsabgeordnete Juliane Nagel.