Kurschus: Weihnachten in Corona-Zeiten neu entdecken

Annette Kurschus
© epd-bild//Bernd Tiggemann
Theologin Annette Kurschus möchte bewirken, dass Menschen in Corona-Zeiten "dem Kern von Weihnachten ganz neu auf die Spur" kommen.
Kurschus: Weihnachten in Corona-Zeiten neu entdecken
19.11.2020
epd
epd-Gespräch: Ingo Lehnick

Bielefeld (epd). Die Umstände der Corona-Pandemie könnten nach Einschätzung der Theologin Annette Kurschus bewirken, dass Menschen "dem Kern von Weihnachten ganz neu auf die Spur" kommen. "Ich kann mir gut vorstellen, dass viele Menschen an diesem Weihnachtsfest auf besondere Weise berührt werden", sagte die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Die Botschaft von Weihnachten trifft ja ursprünglich in eine dunkle und zerrissene, einsame und unbehauste Welt. Vieles davon erleben auch wir in diesen Tagen."

Statt voller Gottesdienste, in denen sich Menschen dicht an dicht drängen, werde es diesmal an Heiligabend Regelungen mit Abstand und Maske geben, viele Gemeinden planten Gottesdienste im Freien. "Da wird man frieren. Da wird es unbehaglich sein, und auch das trübt womöglich die Stimmung", sagte Kurschus, die auch stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist. Trotz der Einschränkungen wollten es die Gemeinden den Gottesdienstbesuchern aber "so vertraut wie möglich" machen. Wegen vieler Unsicherheiten werde überall noch intensiv geplant.

Kurschus äußerte die Hoffnung, "dass Weihnachten uns in diesem Jahr neu sensibel macht für Menschen am Rand". Das Weihnachtsfest lehre womöglich eine ganz neue Sicht auf die Ränder der Gesellschaft, zu denen auch neue Gruppen kämen: "Manche Menschen sehen sich in Zeiten der Pandemie plötzlich am Rande ihrer eigenen Möglichkeiten oder ihrer wirtschaftlichen Existenz", nannte die Präses als Beispiel. "Singles machen die Erfahrung, dass sie plötzlich am Rande stehen und niemandem mehr begegnen, weil sie in ihrem Haushalt allein leben."