"Brot für die Welt" prangert Doppelmoral bei Kinderarbeit an

"Brot für die Welt" prangert Doppelmoral bei Kinderarbeit an
13.11.2020
epd
epd-Gespräch: Elvira Treffinger und Karsten Frerichs

Berlin (epd). Die Präsidentin von "Brot für die Welt", Cornelia Füllkrug-Weitzel, kritisiert eine Doppelmoral in Deutschland im Kampf gegen Kinderarbeit. Es müsse Schluss sein damit, "dass Kinderarbeit in Deutschland strikt verboten ist, man aber auf der anderen Seite nichts dagegen unternimmt, dass Produkte eingeführt werden, die nachweislich mit ausbeuterischer Kinderarbeit hergestellt wurden", sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Es sei an der Zeit zu prüfen, ob gesetzlich geregelt wird, dass der Zoll solche Waren beschlagnahmt und den Handel damit unterbindet. "Eine entsprechende Aufforderung des Bundestags an die Bundesregierung gibt es seit November 2019. Passiert ist bislang leider nichts", sagte sie.

"Brot für die Welt" sammelt in diesem Jahr im Advent und an Weihnachten Kollekten und Spenden unter dem Motto "Kindern Zukunft schenken". "Wenn Corona mehr Familien in Armut treibt, nimmt Kinderarbeit zu", sagte Füllkrug-Weitzel. Mädchen und Jungen müssten dann zum Haushaltseinkommen beitragen.

Sie rief dazu auf, in der Corona-Krise die Ärmsten nicht aus dem Blick zu verlieren. Vor der 62. Spendenaktion ihrer Hilfsorganisation appellierte sie, gerade in diesem Jahr über eine größere Spende nachzudenken. "Vielleicht von jenem Geld, das wegen ausgefallener Restaurantbesuche und Urlaube in diesem Jahr nicht ausgegeben wurde", regte sie an.

"Bei den Kollekten zur Passionszeit, zu Konfirmationen und Erntedank hatten wir wegen der Einschränkungen bei Gottesdiensten in Deutschland dramatische Einbußen", berichtete Füllkrug-Weitzel. Die Spendenbereitschaft insgesamt sei zu Beginn der Pandemie dennoch sehr hoch gewesen. "Wie sich das auf längere Sicht entwickelt, lässt sich schwer sagen", räumte sie ein: "Je mehr Menschen auch in Deutschland Existenzängste haben, desto höher ist die Gefahr, dass die Not der Menschen andernorts in der Welt aus dem Blick gerät."

Auch wegen der absehbaren Einschränkungen für Gottesdienste im Advent und an Weihnachten äußerte sich Füllkrug-Weitzel besorgt. Im vergangenen Jahr hatte "Brot für die Welt" insgesamt 64 Millionen Euro Spenden und Kollekten eingenommen. "Wenn wir im Dezember bei den Kollekten Einbußen haben, dann landen wir schnell bei einem Minus im zweistelligen Millionenbereich", gab sie zu bedenken.

"Brot für die Welt" rät dazu, verstärkt online zu spenden. Unter anderem wurde dazu zusammen mit Adveniat, dem Lateinamerika-Hilfswerk der katholischen Kirche, die Webseite "www.weihnachtskollekten.de" freigeschaltet

epd et/kfr jup