Streit um A 49: Evangelische Kirchen rufen zu Gewaltverzicht auf

Streit um A 49: Evangelische Kirchen rufen zu Gewaltverzicht auf
Aktivistin Rackete offenbar festgenommen
Festnahmen im Dannenröder Forst: Die Umweltaktivistin Carola Rackete ist offenbar unter den in Gewahrsam Genommenen. Im Streit um den Ausbau der Autobahn A 49 rufen die evangelischen Kirchen in Hessen zum Gewaltverzicht auf.

Kassel/Darmstadt (epd). Leitende Geistliche der beiden evangelischen Kirchen in Hessen haben zum Gewaltverzicht beim Konflikt um den Ausbau der Autobahn A 49 in Mittelhessen aufgerufen. Es gehöre zur Demokratie, unterschiedlicher Meinung zu sein und dies auch zu zeigen, aber nicht, indem man andere Menschen verletze, heißt es in einem am Donnerstag veröffentlichten gemeinsamen Aufruf. Bei der Räumung des Dannenröder Forstes war es in den vergangenen Tagen wiederholt zu Gewalt zwischen Waldbesetzern und der Polizei gekommen.

Propst Helmut Wöllenstein von der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck mahnte eine friedliche Austragung des Konfliktes an. "Es darf nicht dazu kommen, dass aufseiten der Demonstrierenden oder der Polizei weiter Menschen verletzt werden", sagte er. Propst Matthias Schmidt von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) appellierte an alle Beteiligten, sich trotz gegenläufiger Positionen für den Schutz der Persönlichkeitsrechte ihres jeweiligen Gegenübers einzusetzen und einer Eskalationsspirale entgegenzuwirken.

Am Donnerstag nahm die Polizei im Dannenröder Forst mehrere Umweltaktivisten in Gewahrsam. Darunter befand sich nach Angaben eines Sprechers der Waldbesetzer offenbar auch die Kapitänin und Klimaschutzaktivistin Carola Rackete, die sich den Protesten angeschlossen hat. Sie erlangte 2019 internationale Bekanntheit, als sie als Kapitänin der "Sea-Watch 3" vor der libyschen Küste mehr als 50 Schiffbrüchige an Bord nahm und trotz Verbots in den Hafen von Lampedusa einfuhr, um die Flüchtlinge und die Crew an Land zu bringen.

Aus polizeilicher Sicht sei der Tag im Dannenröder Forst "ruhig" verlaufen, sagte ein Polizeisprecher am Nachmittag dem epd. Es habe lediglich einen Vorfall gegeben, als Aktivisten die Polizei mit Pyrotechnik angingen. Dabei sei jedoch niemand verletzt worden. Wieviele Aktivisten die Polizei am Donnerstag in Gewahrsam nahm, konnte er nicht sagen.

Für den Weiterbau der A 49 zwischen Kassel und Gießen müssen insgesamt 85 Hektar Wald gerodet werden. Die wesentlichen Fällungen im Herrenwald und im Maulbacher Wald sind bereits erfolgt. Im Dannenröder Forst geht es nun noch um rund 27 Hektar. Dort befindet sich das Zentrum des Protestes. Aktivisten halten Teile des Waldes bereits seit einem Jahr besetzt.

Im Dannenröder Forst würden bereits Bäume gefällt, sagte der Sprecher der Waldbesetzer dem epd. "Wir sind alle wütend." Die Aktivisten bewohnten den Ort seit mehr als einem Jahr. "Wir sind vorbereitet und werden nicht kampflos gehen."