Spahn erwartet 6.000 Corona-Intensivpatienten im November

Spahn erwartet 6.000 Corona-Intensivpatienten im November
Gesundheitsminister sieht in diesem Winter keine Chance für größere Veranstaltungen
Gesundheitsminister Spahn warnt angesichts der steigenden Zahl von Corona-Infizierten vor einer Überforderung der Intensivstationen. Die Bundesregierung habe Regelungen geschaffen, die den bürokratischen Aufwand in den Kliniken reduzieren.

Frankfurt a.M., Berlin (epd). Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) befürchtet, dass sich die Zahl der Corona-Patienten auf Intensivstationen noch in diesem Monat verdoppeln wird. Wenn es über einen längeren Zeitraum täglich 20.000 Neu-Infizierte gebe und davon zwei Prozent jeweils zwei Wochen lang auf Intensivstationen behandelt werden müssten, werde ihre Zahl im November wahrscheinlich auf mehr als 6.000 gleichzeitig steigen, sagte Spahn der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (Donnerstag). "Höher dürfen die Zahlen nicht steigen", betonte er. "Falls doch, würden wir absehbar an einen Punkt kommen, an dem das Gesundheitssystem überfordert ist."

Mit 6.000 Corona-Patienten auf Intensivstationen könnten Ärzte und Pflegekräfte umgehen, sagte der Minister: "Aber nur unter sehr großem Stress. Deshalb müssen wir alle Kräfte in den Krankenhäusern zusammenziehen." Es müssten wieder Operationen verschoben werden, Personal aus dem OP-Saal müsse auf den Intensivstationen mithelfen.

Der Bundesgesundheitsminister will mit mehr Flexibilität in den Krankenhäusern auf die fehlenden Pflegekräfte auf Intensivstationen reagieren. Es seien bereits viele Ausnahmeregelungen geschaffen worden, um den bürokratischen Aufwand zu reduzieren, sagte Spahn im RBB-Inforadio. Dies gelte etwa bei der Dokumentation, beim Aufwand und den Nachweispflichten.

Zugleich stimmte der Gesundheitsminister die Menschen darauf ein, dass sie wegen der Corona-Pandemie noch lange mit persönlichen Einschränkungen rechnen müssen. Der November sei ein besonders schwerer Monat, in dem alle auf vieles verzichten müssten, vor allem im privaten Bereich, sagte Spahn. Im Bereich der Kunst und Kultur gehe es für viele Menschen um die wirtschaftliche Existenz.

"Aber wenn wir da durch sein sollten und die Zahlen runterbrächten, heißt das ja nicht: Ab Dezember oder Januar kann es dann wieder richtig überall losgehen und wieder Hochzeitsfeiern oder Weihnachtsfeiern geben, als wäre nichts gewesen. Das wird nicht funktionieren", erklärte Spahn. Es gehe darum, gemeinsam durch den Winter zu kommen und dabei die Infektionszahlen auf einem niedrigeren Niveau zu halten. Deswegen sehe er in diesem Winter nicht mehr die Chance für Veranstaltungen mit mehr als 10 oder 15 Personen.

Die Gesundheitsämter in Deutschland haben dem Robert Koch-Institut (RKI) zuletzt 21.866 neue Corona-Infektionen innerhalb von 24 Stunden gemeldet. Die Gesamtzahl der Infektionen stieg damit auf 727.553. Zudem wurden 215 weitere Todesfälle gemeldet. Damit starben bisher insgesamt 11.982 Menschen an oder mit dem Virus.

epd mih/lob/mj fu