Vatikan verteidigt Umgang im Fall McCarrick

Vatikan verteidigt Umgang im Fall McCarrick

Rom (epd). Der Vatikan verteidigt mit der Veröffentlichung eines Berichts den Umgang von Papst Franziskus und seinen Vorgängern mit dem aus dem Kardinalskollegium und dem Priesterstand entlassenen Ex-Erzbischof von Washington, Theodore McCarrick. Der Bericht zeige, dass alle kirchlichen Entscheidungen einschließlich Bischofsernennungen "vom Einsatz und der Ehrlichkeit der Betroffenen abhängen", betonte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin in diesem Zusammenhang am Dienstag.

McCarrick war wegen Missbrauchs und sexueller Belästigung gegen Seminaristen, darunter auch Minderjährige, 2018 aus dem Kardinalskollegium und 2019 aus dem Priesteramt entfernt worden. Franziskus ordnete die vorliegende Untersuchung 2018 an, nachdem der ehemalige Vatikanbotschafter in den USA, Erzbischof Carlo Maria Viganò, ihm Mitverantwortung an dem Skandal um McCarrick zugeschrieben und seinen Rücktritt gefordert hatte. Viganò gehört zu den schärfsten Kritikern des amtierenden Papstes.

Aus dem rund 460 Seiten langen Bericht geht hervor, dass bereits in den 90er Jahren Missbrauchsvorwürfe gegen McCarrick erhoben wurden. Diese seien jedoch anonym erfolgt, betonte der Medienchef des Vatikans, Andrea Tornielli, anlässlich der Veröffentlichung des Berichts. Überdies sei der damalige Papst Johannes Paul II. in der Zeit des Kommunismus Jahre lang Zeuge von falschen Anschuldigungen gewesen, mit denen Kirchenvertreter um ihren guten Ruf gebracht werden sollten, hieß es.

Der 2005 zum Papst gewählte Benedikt XVI. sah demnach von einem Verfahren gegen den US-Kardinal ab, da "nichts über minderjährige Opfer vorlag", betonte Tornielli. Die Tatsache, dass McCarrick sich in der Folge nicht an die Aufforderung hielt, auf öffentliche Auftritte und Reisen zu verzichten, habe der Vatikanbotschafter in den USA "zumindest stillschweigend gebilligt", gestand der vatikanische Medienchef ein.

Als späterer Vatikanbotschafter in den USA erhielt Viganò dem "Bericht über das institutionelle Wissen und den Entscheidungsprozess des Heiligen Stuhls in Bezug auf den ehemaligen Kardinal Theodore Edgar McCarrick" zufolge selbst Hinweise. Der Vatikandiplomat kam demnach dem Auftrag der vatikanischen Bischofskongregation, die Vorwürfe zu prüfen, jedoch nur ungenügend nach. Überdies habe er nichts unternommen, um McCarricks öffentliche Auftritte einzuschränken.

Als 2017 erstmals detaillierte Beschuldigungen wegen Missbrauchs Minderjähriger gegen McCarrick erhoben wurden, habe Franziskus "schnell und entschlossen gehandelt", betonte Tornielli. Am Ende des kirchenrechtlichen Prozesses gegen den heute 90-Jährigen verfügte der Papst dessen Ausschluss aus dem Kardinalskollegium und dem Priesterstand.