Castortransport erreicht Nordenham

Castortransport erreicht Nordenham
Weiterfahrt zum Zwischenlager Biblis voraussichtlich am Dienstag
Erstmals seit 2011 rollt wieder ein Castortransport durch Deutschland. Atomkraftgegner halten ihn für unnötig, solange es kein Endlager gibt. An der Bahnstrecke sind Proteste angekündigt.

Nordenham (epd). Der umstrittene Castortransport von der britischen Wiederaufarbeitungsanlage Sellafield zum hessischen Atommüllzwischenlager Biblis hat am Montag das Zwischenziel Nordenham erreicht. Das mit sechs Castorbehältern beladene Schiff "Pacific Grebe" erreichte den Hafen der niedersächsischen Stadt am frühen Morgen, wie die Gesellschaft für Nuklear-Service (GNS) und das Protestbündnis "Castor stoppen" mitteilten. Der Frachter sei beim Einlaufen von zahlreichen Polizeibooten eskortiert worden, hieß es. Zwischenfälle gab es der Polizei zufolge nicht.

In Nordenham begann die Umladung der Castoren auf Eisenbahnwaggons mit einem Kran. An den beladenen Waggons nähmen Sachverständige Messungen vor, sagte GNS-Sprecher Michael Köbl. So sei sichergestellt, dass der gesetzlich vorgegebene Grenzwert für radioaktive Strahlung eingehalten werde. Die GNS mit Sitz in Essen ist ein Dienstleistungsunternehmen im Bereich der Entsorgung und Stilllegung nuklearer Anlagen, es ist für die Abwicklung des Transports zuständig.

Voraussichtlich am Dienstag soll der Weitertransport der Castoren nach Biblis erfolgen. Von Nordenham aus fährt der von mehreren Diesellokomotiven gezogene Zug auf einer überwiegend eingleisigen Bahnstrecke zunächst nach Hude bei Oldenburg, von dort geht es entweder über Oldenburg oder über Bremen weiter Richtung Biblis. Atomkraftgegner haben an rund einem Dutzend Orten im Bundesgebiet Demonstrationen und Mahnwachen angekündigt. Die Initiative "Bloc Castor" kündigte in einer vom Aktionsbündnis verbreiteten Mitteilung an, sie wolle den Zug blockieren. Nach Medienberichten sollen bis zu 11.000 Polizeibeamte den Transport schützen.

Die Castoren enthalten hochradioaktive, in Glas eingeschmolzene Rückstände aus der Wiederaufarbeitung. Nach Sellafield sowie in die französische Wiederaufarbeitungsfabrik La Hague wurden bis 2005 abgebrannte Spaltelemente aus deutschen Atomkraftwerken gebracht. Die Bundesrepublik ist zur Rücknahme des Atommülls verpflichtet. Atomkraftgegner halten den Transport für gefährlich und unnötig, solange es in Deutschland noch kein Endlager gibt.

So kritisiert Robin Wood den Transport als "planlose Atommüll-Verschieberei", die das Atommüll-Problem nicht löse, aber Umwelt und Bevölkerung einem beträchtlichen Risiko aussetze. Auch die Polizeigewerkschaft GdP und Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius (SPD) hatten sich mit Blick auf die Corona-Pandemie gegen den Castor-Transport zum jetzigen Zeitpunkt gewandt.