Weiß statt grau: Unterschiedlich viel Recyclingpapier in Verwaltungen

Weiß statt grau: Unterschiedlich viel Recyclingpapier in Verwaltungen
Eigentlich sollen die Verwaltungen in Bund und Ländern zu 95 Prozent Recyclingpapier verwenden. Doch diese Zielquote erreichen nur wenige Länder. Insgesamt ergibt sich ein heterogenes Bild.

Frankfurt a.M. (epd). Bei der Nutzung von Recyclingpapier ergibt sich in der Verwaltung von Bund und Ländern ein uneinheitliches Bild. Das geht aus einer Umfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) bei den Ministerien hervor. Während der Bund und einige Länder mit gutem Beispiel vorangehen und eine nahezu 100-prozentige Nutzung von Recyclingpapier vorweisen können, besteht bei anderen Ländern Nachholbedarf. Im "Maßnahmenprogramm Nachhaltigkeit von 2017" schreibt die Bundesregierung "die Nutzung von mindestens 95 Prozent Recyclingpapier bis 2020" als Zielvorgabe fest.

Das Auswärtige Amt, das Bundesinnenministerium sowie die Ministerien für Verteidigung, Gesundheit, Familie, Arbeit, Entwicklung und Umwelt sowie das Wirtschafts- und das Landwirtschaftsministerium haben ganz oder fast vollständig auf Recyclingpapier umgestellt. Es folgen das Bundeskanzleramt und das Justizministerium mit 95 Prozent. Das Finanzministerium (bisher 92 Prozent) will die Zielquote der Bundesregierung in diesem Jahr noch erreichen. Der Bundestag druckt zu 98 Prozent auf Recyclingpapier.

Ähnlich sieht es in Nordrhein-Westfalen aus: Die Ministerien verwenden laut Staatskanzlei etwa zu 95 Prozent recyceltes Standardpapier. In Rheinland-Pfalz sind laut Staatskanzlei Papier, Briefumschläge und Versandtaschen zu 100 Prozent aus Recyclingpapier. In Bremen liegt der Finanzverwaltung zufolge der Anteil an Recyclingpapier aktuell bei 94,4 Prozent.

Ein heterogeneres Bild zeigt sich in Brandenburg, wo Staatskanzlei und Finanzministerium zwar nahezu 100 Prozent Recyclingpapier einsetzen, der Anteil im Umweltministerium jedoch lediglich bei gut 70 Prozent liegt, wie es aus der Staatskanzlei heißt. Das Justizministerium kommt sogar nur auf 15 Prozent Recyclingpapier.

In Bayern werde in der Staatskanzlei 53,57 Prozent Recyclingpapier verwendet, im Umweltministerium liege der Anteil bei knapp 100 Prozent (beide Zahlen aus 2019), teilten der Bayerische Landtag und das Umweltministerium mit.

In Baden-Württemberg liegt laut Umweltministerium der Anteil an Recyclingpapier in den Landesministerien bei 70,1 Prozent (2018). Im Umweltministerium komme grundsätzlich 100 Prozent Recyclingpapier zum Einsatz.

Hamburg nutze zu 83,9 Prozent Recyclingpapier (2019), während es 2016 noch 76 Prozent waren, teilte die Umweltbehörde mit. Im Saarland nutzten das Landesamt für Umwelt- und Arbeitsschutz, das Umweltministerium, die Staatskanzlei und das Ministerium für Europa und Finanzen zu 100 Prozent Recyclingpapier, teilte die Medien- und Informationsstelle der saarländischen Landesregierung mit. Das Gesundheitsministerium verwende wiederum kein Recyclingpapier.

In Niedersachsen lag in ersten drei Quartalen dieses Jahres der Anteil von Recyclingpapier am gesamten Bestellvolumen bei 9,3 Prozent, wie das Ministerium für Inneres und Sport in Hannover mitteilte. Das dortige Landesministerium für Bundes- und Europa-Angelegenheiten lag mit 100 Prozent an der Spitze beim Bestellen von Recyclingpapier, gefolgt vom Umweltministerium (87,5 Prozent).

Aus Sachsen-Anhalt war zu erfahren, Staatskanzlei und Ministerium für Kultur setzten mehr als 90 Prozent Recyclingpapier ein. Bis 2021 solle der Anteil auf nahezu 100 Prozent - mit Ausnahme einzelner Sonderpapiere - erhöht werden. In Thüringen ließ sich lediglich das Umweltministerium verlauten: Hier werde fast ausschließlich Papier aus der Wiederverwendung eingesetzt, hieß es.

Schlusslichter bilden die Länder Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen. In Mecklenburg-Vorpommern liegt der Anteil an Recyclingpapier bei 4,34 Prozent (A4-Kopierpapier) und 7,15 Prozent (A3-Kopierpapier), wie die Staatskanzlei mitteilte. In den sächsischen Ministerien werde derzeit überwiegend kein Recyclingpapier genutzt, sagte ein Sprecher der Staatskanzlei. Zu den Ländern Berlin, Hessen und Schleswig-Holstein lagen keine Angaben vor.

epd lde/ema rks