Söder beklagt "politisch-mentale" Probleme bei Corona-Bekämpfung

Söder beklagt "politisch-mentale" Probleme bei Corona-Bekämpfung

München/Berlin (epd). Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat den Vorwurf zurückgewiesen, der Freistaat sei nicht ausreichend auf die zweite Corona-Welle vorbereitet gewesen. Es seien 2.000 zusätzliche Personen aus anderen Bereichen in die Gesundheitsämter abgeordnet worden, sagte Söder am Mittwoch im ZDF-"Morgenmagazin". Man brauche nun keine "Schulddebatte". Vielmehr gehe es darum, gemeinsam die Pandemie zu bekämpfen, um nicht einen flächendeckenden Lockdown wie in anderen europäischen Ländern verhängen zu müssen.

Söder sagte, in Deutschland gebe es eigentlich "kein logistisches Problem" bei der Pandemiebekämpfung, vielmehr sei es ein "politisch-mentales". Die Pandemie und ihre Auswirkungen würden von vielen zunehmend kleingeredet. Man müsse "die Vernünftigen mitnehmen und den Unvernünftigen eine Leitplanke" geben, erläuterte Söder. Er forderte erneut, das in die Jahre gekommene Infektionsschutzgesetz des Bundes an die aktuellen Corona-Herausforderungen anzupassen und so mehr Einheitlichkeit bei den Maßnahmen zu erreichen.

Zu den hohen Fallzahlen im Landkreis Berchtesgadener Land, in dem seit Dienstagmittag ein faktischer Lockdown gilt, sagte Söder, die Gründe für den massiven Corona-Ausbruch dort ließen sich im Nachhinein nicht definitiv feststellen. Dies sei aber letztlich auch nicht entscheidend. Entscheidend sei vielmehr, wie man bei derartigen Zahlen reagiere. Die Entscheidung vor Ort, das öffentliche Leben weitgehend herunterzufahren, sei notwendig und richtig gewesen, sagte Söder und stellte sich damit hinter Landrat Bernhard Kern (CSU).

Im Kreis Berchtesgaden dürfen die Menschen ihre Wohnungen nur noch aus triftigen Gründen verlassen - etwa um zur Arbeit zu gehen. Schulen und Kitas sind geschlossen, Restaurants dürfen Essen nur noch zum Mitnehmen anbieten. Dies gilt vorerst bis zum 2. November. Der Sieben-Tage-Inzidenzwert im Landkreis liegt nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (Stand: 21. Oktober, 00.00 Uhr) bei mehr als 262 Fällen je 100.000 Einwohnern. Mit diesem Wert ist der Landkreis seit mehreren Tagen absoluter Spitzenreiter der Kommunen in Bayern.