Giffey und Spahn: Kitas sind keine Corona-Infektionsherde

Giffey und Spahn: Kitas sind keine Corona-Infektionsherde
Viele Eltern fragen sich, ob bald wieder Kitas und Schulen geschlossen werden. Dafür gebe es keinen Grund, sagen Familienministerin Giffey und Gesundheitsminister Spahn. In Kitas ist die Gefahr von Corona-Infektionen gering.

Berlin (epd). Kindertagesstätten sind keine Corona-Infektionsherde. Das ist eines der Zwischenergebnisse einer Studie zum Corona-Infektionsgeschehen in den Kindertagesstätten, die Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag in Berlin vorstellten. Präventive und flächendeckende Schließungen von Betreuungs- und Bildungseinrichtungen seien nicht angezeigt, sagte Giffey. Die Regierung werde weiter alles dafür tun, dass es dazu nicht komme. Kinder im Kita-Alter seien keine Infektionstreiber, fügte sie hinzu.

Giffey und Spahn wollten den Familien die Sorge nehmen, dass es bald wieder zu einer Situation wie im Frühjahr kommen könnte, wo Kitas und Schulen wochenlang geschlossen waren. Die Erfahrungen mit dem nach den Sommerferien wiederaufgenommenen Regelbetrieb in den Kindertagesstätten seien positiv. Dies werde durch wissenschaftliche Erkenntnisse bestätigt, erklärten sie. Spahn sagte: "Es läuft sehr gut in den Kitas." Einschränkungen im Kita- und Schulbetrieb müssten daher "das allerletzte Mittel" sein auch in Regionen, wo die Infektionszahlen derzeit stark steigen, betonte der Gesundheitsminister.

Bis Ende September wurden nur 79 Ausbrüche in Kindertagesstätten an das Robert Koch-Institut (RKI) übermittelt. Insgesamt wurden 381 Covid-19-Fälle registriert. Ein Viertel der erkrankten Kinder war jünger als fünf Jahre, mehr als die Hälfte (64 Prozent) Jugendliche über 15 Jahre, die in Schulhorte gehen. In den vergangenen fünf Wochen bis einschließlich 12. Oktober wurden sechs Ausbrüche pro Woche registriert. Die stark steigenden Infektionszahlen hätten sich in den Kitas bisher nicht ausgewirkt, hieß es.

Der Corona-Kita-Studie zufolge, die vom RKI in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Jugendinstitut erstellt wird und noch bis Ende 2021 fortgeführt werden soll, musste bisher nur ein Prozent der Kitas wegen Corona-Infektionen schließen. Häufig würden nur einzelne Gruppen und nicht mehr ganze Einrichtungen geschlossen, hieß es. Das Register, in das derzeit rund 12.000 Kitas wöchentlich Corona-Verdachtsfälle und Infektionszahlen sowie ihre Erkenntnisse und Erfahrungen einspeisen, zeigt weiter, dass nur fünf Prozent der Erzieher und Erzieherinnen wegen Corona nicht in den Gruppen arbeiten können, weil sie selbst ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. Andere Datensammlungen, etwa beim Deutschen Caritasverband, gehen von einem höheren Anteil fehlender Fachkräfte in den Gruppen aus.

In den kommenden Monaten soll im Rahmen der Corona-Kita-Studie auch untersucht werden, wie infektiös Kinder sind, wie eine Covid-19-Erkrankung bei ihnen verläuft und welche Rolle das Kita-Umfeld spielt.

Spahn und Giffey zeigten sich zuversichtlich, dass Schulen und Kitas weiter im Regelbetrieb laufen können. Giffey sagte, Regelbetrieb bedeute, dass alle Kinder in die Kitas und Schulen kommen könnten. Das müsse das Ziel aller praktischen Corona-Vorschriften in den Einrichtungen sein. Infektionsschutz dürfe nicht dazu führen, dass wieder Kinder zu Hause bleiben müssten.

Spahn warnte vor ständig neuen Lockdown-Debatten. "Wir sind diesem Virus nicht schutzlos ausgeliefert", betonte er und erklärte, jeder habe es in der Hand, das Infektionsrisiko zu mindern, indem er sich - wie im übrigen 90 Prozent der Bevölkerung - an die Regeln halte.

Die Corona-Kita-Studie wird von den Ländern unterstützt und vom Bundesgesundheits- und dem Bundesfamilienministerium finanziert. In Deutschland werden rund vier Millionen Kinder in mehr als 56.800 Kitas und Schulhorten sowie bei rund 44.200 Tagesmüttern und -vätern betreut.