Annette Schavan: Kirchen sollen sich um Suchende ku?mmern

Annette Schavan: Kirchen sollen sich um Suchende ku?mmern

Hamburg (epd). Die Kirchen müssen nach Ansicht der ehemaligen Bundesministerin und Vatikanbotschafterin Annette Schavan mehr auf das eingehen, "was die Menschen wirklich bewegt". Man mache "den klassischen Fehler, der auch in anderen Institutionen passiert, in der Krise nicht sich selber infrage zu stellen, sondern immer nur den anderen als Problem zu sehen", sagte die CDU-Politikerin der Hamburger Wochenzeitung "Die Zeit". Schavan: "Das betrifft Katholiken wie Protestanten."

"Wenn die Pandemie nicht zum Aufbruch führt, gibt es gar keinen Aufbruch. Wir erleben jetzt, wie Sicherheiten sich verflüchtigen", fügte Schavan hinzu. Hinzu komme, dass zwar alle Menschen zugleich von der Corona-Pandemie betroffen seien, aber höchst ungleich. "Jetzt müssen die Kirchen sich endlich um die Suchenden kümmern", forderte die Katholikin, die sich für den Weltbund Religions for Peace engagiert, der im November zum zweiten Mal in Lindau tagt.

"Und die Kirche soll aufhören zu jammern", so Schavan weiter: "Sie soll den Leuten nicht dauernd sagen, was sie dürfen, sondern ihnen das Gefühl geben, gebraucht zu werden und mit ihren Fragen nicht allein zu sein. Wer nur klagt, dass die Kirche in der Krise sei, weil die Leute weglaufen, der gerät immer mehr in die Abwärtsspirale." Die junge Generation verstehe die kirchlichen Konflikte schon lange nicht mehr.