Einheit: Abgeordnete beklagen Mangel an Ostdeutschen in Führung

Einheit: Abgeordnete beklagen Mangel an Ostdeutschen in Führung

Berlin (epd). Zum 30. Jahrestag der deutschen Einheit haben Abgeordnete des Bundestags die Leistungen der Ostdeutschen gewürdigt und zugleich weitere Anstrengungen für gerechtere Verhältnisse im Osten gefordert. Man dürfe nicht vergessen, dass es die Bürger im Osten gewesen seien, die 1989 die Freiheit erkämpft haben, sagte Vizekanzler Olaf Scholz (SPD) am Freitag in einer Vereinbarten Debatte zum Jubiläum. Zugleich räumte er weiter bestehende Unterschiede bei Löhnen, Renten und Arbeitszeiten zuungunsten der Ostdeutschen ein und verlangte eine größere Repräsentanz von Ostdeutschen in Führungspositionen.

Auch andere Redner verwiesen darauf, dass heute Ostdeutsche gar nicht oder kaum in Leitungsfunktionen großer Unternehmen, bei Behörden, Universitäten oder Gerichten zu finden sind. Der Faktionsvorsitzende der Linken-Fraktion, Dietmar Bartsch, nannte dies einen "Skandal". Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt sagte, sie verstehe vor diesem Hintergrund, dass sich viele Ostdeutsche noch immer als Menschen zweiter Klasse verstünden.

Der Co-AfD-Bundessprecher Tino Chrupalla wies ebenfalls auf Unterschiede bei Gehältern und Renten zwischen Ost und West hin. Die Wiedervereinigung bezeichnete er als "patriotischen Akt". Der FDP-Vorsitzende Christian Lindner sagte, die Biografien der Menschen in Ostdeutschland verdienten Respekt. Die Einheit sei kein Wunder gewesen oder als "Wende" von der SED eingeleitet worden, sondern das Ergebnis der ersten unblutigen und erfolgreichen Revolution in Deutschland.

In teilweise sehr persönlichen Reden äußerten die Abgeordneten Dankbarkeit für die Wiedervereinigung Deutschlands vor 30 Jahren. Die damaligen Bürgerrechtler hätten den Spätgeborenen ein besseres Leben ermöglicht, sagte die 1979 im sächsischen Vogtland geborene CDU-Abgeordnete Yvonne Magwas. Dafür sei sie selbst "unendlich dankbar".

Der Unionsfraktionsvorsitzende Ralph Brinkhaus (CDU) räumte ein, dass der Alltag der Ostdeutschen nach der Wiedervereinigung oft von Mühen und Schwierigkeiten geprägt gewesen sei. "Ich möchte mich ausdrücklich dafür entschuldigen, dass wir das im Westen vielleicht zu lange nicht gesehen haben", sagte er.