Kreuzfahrtveranstalter: Können Schiff für Flüchtlinge bereitstellen

Kreuzfahrtveranstalter: Können Schiff für Flüchtlinge bereitstellen
18.09.2020
epd
epd-Gespräch: Phillipp Saure

Brüssel, Bonn (epd). Der Reiseveranstalter Phoenix Reisen, Betreiber der aus der "ZDF"-Serie "Das Traumschiff" bekannten "Amadea", hat ein Kreuzfahrtschiff zur Unterbringung der obdachlosen Flüchtlinge von Lesbos angeboten. "Wir würden ein Schiff auch ohne Bezahlung hinstellen", sagte Geschäftsführer Johannes Zurnieden dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Denn da sind Leute, die Hilfe brauchen, und hier steht Kapazität leer", erklärte er mit Blick auf wegen der Corona-Krise in verschiedenen Häfen festgemachte Schiffe, die das Bonner Unternehmen langfristig betreibt. Denkbar sei etwa der Einsatz der derzeit in Bremen liegenden "Albatros". Sie könne innerhalb von 14 Tagen in Griechenland vor Ort sein und etwa 900 Menschen aufnehmen, sagte Zurnieden.

Der Reiseveranstalter würde demnach mindestens die Chartergebühren, die er selbst an die Reederei des betreffenden Schiffes zahlt, und die Abnutzungskosten übernehmen. Für weitere Kosten wie eine mögliche Besatzung "müsste hoffentlich jemand anders bezahlen", sagte Zurnieden. Zudem müsste die Organisation von den griechischen Behörden beziehungsweise der EU übernommen werden. "Wir würden sicher nicht dort hinfahren, die Tür aufmachen und gucken, wer kommt."

Die Idee, Kreuzfahrtschiffe für die Flüchtlinge auf den griechischen Inseln einzusetzen, war schon zu Beginn der Corona-Krise im Gespräch. Damals und auch jetzt wieder sei er von der Vizepräsidentin des Europaparlaments, Katarina Barley (SPD), angesprochen worden, erklärte der 70 Jahre alte Zurnieden, der auch Mitglied der Katholischen Zentralstelle für Entwicklungshilfe ist. Damals habe sich die Sache trotz vieler Kontakte mit EU-Stellen am Ende zerschlagen, obwohl Phoenix Reisen sich zur Hilfe bereiterklärt habe. "Wir kamen mit Schiffen von unseren abgebrochenen Weltreisen zurück, eines war im Suezkanal." Dieses hätte in zwei Tagen in Griechenland anlegen können, die Passagiere von Phoenix Reisen wären nach Hause geflogen worden.

Am Ende hätten wohl die griechischen Behörden die Unterbringung der Flüchtlinge auf Schiffen blockiert, meint Zurnieden, der auch jetzt nicht glaubt, dass es am Ende zu einer solchen Lösung kommt. Wichtig sei eine baldige Entscheidung: "Die Menschen brauchen würdige Umstände, alles ist besser, als am Straßenrand zu liegen."

Um negative Reaktionen der eigenen Kunden macht sich Zurnieden keine Sorgen. Er habe zwar kürzlich eine anonyme Mail von einer Frau bekommen, die sich als Stammkundin ausgab und die mögliche Unterbringung der Flüchtlinge angriff. "Sie meinte, wenn 'das Pack' in unseren Kabinen wohnen würde, würde sie nicht mehr reinwollen." Das lasse ihn jedoch kalt, sagte der Gründer des Unternehmens, das nach seinen Angaben fünf Schiffe für Meereskreuzfahrten und gut 40 Schiffe für Flusskreuzfahrten betreibt. "Wir haben 250.000 Gäste im Jahr. Lassen Sie davon mal zehn anders denken, damit können wir leben. Schon im März hatten wir viele sehr positive Beurteilungen von unseren Stammgästen erhalten."