Unicef: Auch in reichen Ländern geht es nicht allen Kindern gut

Unicef: Auch in reichen Ländern geht es nicht allen Kindern gut

Köln (epd). Das Hilfswerk Unicef hat eindringlich an die Regierungen von Industrieländern appelliert, in ihrer Politik stärker auf das Wohlergehen von Kindern zu achten. Wie der aktuelle Unicef-Report zeige, hätten auch in reichen Ländern viel zu viele Mädchen und Jungen psychische oder gesundheitliche Probleme und unzureichende schulische Kenntnisse, teilte das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen am Donnerstag in Köln mit. "Viele der reichsten Länder der Welt, die eigentlich über genügend Ressourcen verfügen, scheitern, wenn es darum geht, allen Kindern eine gute Kindheit zu ermöglichen", erklärte Gunilla Olsson, Direktorin des Unicef-Forschungszentrums Innocenti.

Für den Report wurden den Angaben zufolge Daten aus 41 Ländern der OECD und der Europäischen Union zur psychischen und physischen Gesundheit von Kindern, ihren schulischen und sozialen Kompetenzen und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ausgewertet. Danach liegen die Niederlande, Dänemark und Norwegen in Bezug auf das Wohlbefinden von Kindern auf den ersten drei Plätzen, Deutschland erreicht im internationalen Vergleich mit Rang 14 das obere Mittelfeld.

Große Probleme macht der Bericht bei der körperlichen Gesundheit und den intellektuellen Kompetenzen von Kindern aus. Im Schnitt leide rund ein Drittel der Mädchen und Jungen in den untersuchten Ländern entweder unter Fettleibigkeit oder Übergewicht, hieß es. Etwa 40 Prozent aller Kinder in den EU- und OECD-Ländern verfügten zudem mit 15 Jahren nicht über grundlegende Fähigkeiten im Lesen und Rechnen. Kinder in Bulgarien, Rumänien und Chile schneiden den Angaben zufolge dabei im Vergleich am schlechtesten ab, am besten dagegen die Mädchen und Jungen in Estland, Irland und Finnland.

Gravierende Gefahren für das Kindeswohl sieht Unicef außerdem durch die Corona-Pandemie. Ohne politisches Eingreifen der Regierungen sei mit steigenden Armutsraten, einer Verschlechterung der Gesundheit sowie einer wachsenden Kluft bei der Bildung von Kindern zu rechnen, warnte Olsson: "Die Unterstützung von Kindern und ihren Familien während der Covid-19-Pandemie ist erschreckend unzureichend." Bereits vor der Corona-Krise habe die durchschnittliche relative Armutsrate bei Kindern in EU- und OECD-Ländern bei 20 Prozent gelegen. Angesichts des erwarteten Wirtschaftseinbruchs werde die Kinderarmut weiter steigen, wenn es keine Gegenmaßnahmen gebe.