Fossilien: Zähne geben Aufschluss über Lebensräume

Fossilien: Zähne geben Aufschluss über Lebensräume

Hamburg (epd). Die Zähne von Fossilien können Aufschluss über Ernährungsweisen und Lebensräume ausgestorbener Tiere geben. Jetzt fanden Forscher heraus, dass nicht nur Pflanzen, sondern auch mitgefressener Mineralstaub charakteristische Spuren der Abnutzung an Tierzähnen hinterlässt, wie die Universität Hamburg am Dienstag mitteilte. Je nach Art des Staubes können sich demnach die Abnutzungsspuren erheblich voneinander unterscheiden.

Die Wissenschaftler aus Hamburg, Mainz, Leipzig und Zürich fütterten zwölf Gruppen von Meerschweinchen mehrere Wochen lang mit grundsätzlich gleichen pflanzenbasierten Pellets, die aber unterschiedliche Arten und Mengen natürlichen Mineralstaubes enthielten. Danach wurde mit Lasern und 3-D-Modellen untersucht, welche Spuren die Nahrung auf den Zähnen hinterlassen hatte.

Größere Quarzpartikel (Sand) führten zu starken Defekten an der Zahnschmelzoberfläche. Ähnliches galt für vulkanische Asche, die aber wegen ihrer Scharfkantigkeit ein uneinheitlicheres Muster verursacht. Kleine Quarzpartikel führten zu einer ebenen, wie poliert wirkenden Oberfläche.

"Zähne überdauern Jahrmillionen, und zusammen mit Knochen sind sie meist die einzigen Funde, die wir von fossilen Säugetiere haben", sagte Thomas Kaiser vom Centrum für Naturkunde der Uni Hamburg. Zur Rekonstruktion damaliger Lebensweisen seien die Zahnoberflächen wichtige Indikatoren - "aber nur, wenn wir verstehen, wie die dort vorhandenen Spuren entstanden sind". Bislang seien die Auswirkungen des mitgefressenen mineralischen Staubs wenig erforscht gewesen.

Dass Gras oder Blätter unterschiedliche Spuren verursachen, ist den Experten bereits bekannt. Glatte Zahnoberflächen wurden meist so interpretiert, dass das entsprechende Tier sich hauptsächlich von Blättern ernährte und darum in einer bewaldeten Umgebung gelebt haben muss. Gras dagegen ist scharfkantiger und hinterlässt deutlichere Spuren. Mit den neuen Erkenntnissen scheint es nun aber auch möglich zu sein, glatten Zahnschmelz mit der polierenden Wirkung von kleinen Quarzpartikeln zu erklären - obwohl die Tiere Gras gefressen haben.