Studie: Schlechte Rahmenbedingungen erschweren Arbeit in Kitas

Kindergärtnerin spielt mit Gruppe von 6 Kindern
©Getty Images/manonallard
Die Kita Gruppen sind immer noch zu groß. Nach wissenschaftlichen Empfehlungen sollte eine Erzieherin für höchstens drei Kleinkinder oder 7,5 Kinder über drei Jahren zuständig sein.
Studie: Schlechte Rahmenbedingungen erschweren Arbeit in Kitas
Trotz des Kita-Ausbaus mit Investitionen in zusätzliches Personal sind die Bedingungen für die pädagogische Arbeit vielerorts noch mangelhaft, wie eine Studie zeigt. Die Gruppen sind zu groß, eine Fachkraft muss sich um zu viele Kinder kümmern.

Gütersloh (epd). Die Qualität der Betreuung in den Kindertagesstätten und -krippen hinkt laut einer aktuellen Studie dem massiven Kita-Ausbau in den vergangenen Jahren hinterher. In einem Großteil der deutschen Kitas sind der Personalschlüssel und die Gruppengrößen nicht kindgerecht, wie die Bertelsmann Studie in ihrem diesjährigen "Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme" bemängelt, der am Dienstag in Gütersloh veröffentlicht wurde. Derzeit kommen auf eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft rechnerisch 4,2 ganztags betreute Krippenkinder unter drei Jahren oder 8,8 ältere Kindergartenkinder. Nach wissenschaftlichen Empfehlungen sollte eine Erzieherin für höchstens drei Kleinkinder oder 7,5 Kinder über drei Jahren zuständig sein.

Auch die Gruppengröße entspreche in vielen Fällen nicht den Empfehlungen, hieß es. Sie sollte im U3-Bereich nicht mehr als zwölf Kinder und bei den Älteren nicht mehr als 18 umfassen. Über die Hälfte (54 Prozent) der in Deutschland amtlich erfassten Kita-Gruppen lägen darüber. Angesichts der schlechten Rahmenbedingungen fühlten sich die Kita-Teams überfordert.

Zwar stellen die Studienautoren eine Verbesserung zu 2013 fest, als eine Erzieherin für durchschnittlich 4,6 Krippen- oder 9,6 Kindergartenkinder zuständig war. Doch auch sieben Jahre später werde ein kindgerechtes Betreuungsverhältnis immer noch selten erreicht, hieß es.

Der bundesweite Ländervergleich offenbart große regionale Unterschiede. So war der Studie zufolge im Jahr 2019 in Bremen (1 zu 3) eine Fachkraft im Schnitt für drei Krippenkinder weniger verantwortlich als in Mecklenburg-Vorpommern (1 zu 6). Mit Blick auf die älteren Kinder in Kindergartengruppen zeigte sich zwischen Baden-Württemberg (1 zu 6,9) und Mecklenburg-Vorpommern (1 zu 12,9) die größte Kluft. Insgesamt habe es eine Annäherung zwischen den ost- und westdeutschen Bundesländern hinsichtlich der Personalschlüssel gegeben, hieß es.

In Nordrhein-Westfalen seien 70 Prozent der Kita-Gruppen zu groß, hieß es. Schlechter schneidet nur Niedersachsen (78 Prozent) ab. In den fünf ostdeutschen Bundesländern ist das durchschnittlich nur bei einem Drittel (32 Prozent) der Kita-Gruppen der Fall.

Die Studie offenbart zudem qualitative Unterschiede beim Kita-Personal in Ost- und Westdeutschland: In den neuen Bundesländern ist der Anteil der ausgebildeten Erzieherinnen und Erzieher mit 82 Prozent um 16 Prozentpunkte höher als im Westen (66 Prozent).

Grundlage des jährlich aktualisierten Ländermonitors sind Auswertungen von Daten der Statistischen Ämter des Bundes und der Länder. Stichtag ist der 1. März.

Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung, forderte eine bundesweite Strategie. "Der Kita-Ausbau der letzten Jahre war beachtlich", sagte er. Doch gebe es keine bundeseinheitlichen Qualifikationsstandards zu Gruppengröße und Personal. "Kitas können deshalb ihren Bildungsauftrag teilweise nicht wahrnehmen", erklärte Dräger.

Er verwies auf eine bundesweite Umfrage der Fern-Universität in Hagen, die im Auftrag der Stiftung Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kitas interviewt hat. Demnach sehen sie insgesamt die Umsetzung des Bildungsauftrages gefährdet, weil sie bei Personalmangel weniger auf die Bedürfnisse der Kinder eingehen könnten und damit eine individuelle Förderung oft in den Hintergrund trete. Die Arbeit im Kita-Team wird ihrer Ansicht nach zudem erschwert, wenn nicht alle ähnlich qualifiziert sind.