Sechs Monate nach Hanau-Anschlag: Gedenken an Rassismus-Opfer

Sechs Monate nach Hanau-Anschlag: Gedenken an Rassismus-Opfer

Hanau (epd). Bundesweit wird an diesem Mittwoch der Opfer rassistischer Anschläge in Deutschland gedacht. Am 19. August ist es genau sechs Monate her, dass ein Mann im hessischen Hanau aus rassistischer Gesinnung neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschoss, bevor er seine Mutter und sich selbst tötete. Außer in Hanau gebe es in mehr als 30 Städten am frühen Abend Gedenkveranstaltungen, teilte die Initiative 19. Februar Hanau mit. Am Samstag lädt die Initiative ab 13 Uhr zu einer zentralen Demonstration nach Hanau ein, daneben gibt es weitere Kundgebungen in Hamburg, Rostock, Potsdam und Wien.

"Wir wollen, dass Hanau keine Station von vielen ist, sondern die Endstation", heißt es in dem Aufruf der kurz nach dem Terrorakt gegründeten Initiative zur Demonstration am Samstag. Diese werde gemeinsam mit dem ebenfalls nach dem 19. Februar insbesondere von Vertretern des Hanauer Ausländerbeirats gegründeten Verein "Institut für Toleranz und Zivilcourage" und Angehörigen der Opfer vorbereitet, sagte der Mitgründer der Initiative, Hagen Kopp, dem Evangelischen Pressedienst. "Wir fordern eine lückenlose Aufklärung der Tat, damit so etwas nie wieder passiert", sagte er.

Das Versagen der Behörden bei der Verhinderung der Tat, in der Tatnacht und danach müsse aufgearbeitet und Konsequenzen gezogen werden, forderte Kopp. So stelle sich die Frage, wie der Täter noch im August 2019 einen auf Europa erweiterten Waffenschein erhalten konnte. Auch müsse man fragen, warum die Staatsanwaltschaften die skurrilen Anzeigen des Täters im November 2019 nur abgeheftet hätten. Ein Traktat mit rassistischen Vernichtungsfantasien auf der Website des Täters sei zwei Wochen lang vor der Tat unentdeckt geblieben.

In der Tatnacht selbst seien manche Angehörige nicht oder falsch über das Schicksal ihrer Sohnes informiert worden, der Vater der getöteten Frau sei von Polizisten versehentlich selbst mit Gewehren bedroht worden, kritisierte Kopp. Die Veranstalter forderten daher den Rücktritt des hessischen Innenministers Peter Beuth (CDU) und aller Verantwortlicher, die Warnsignale für terroristische Anschläge ignoriert oder verschwiegen hätten.

Die Stadt Hanau habe die Demonstration genehmigt, beteilige sich aber nicht daran, sagte die Magistratssprecherin Güzin Langner dem epd. Die Stadt werde eine Gedenkfeier zum Jahrestag vorbereiten, daneben plane sie die Errichtung einer Gedenkstätte.

Die hessische Landesregierung hat in einer Mitteilung an die Opfer des Anschlags vor sechs Monaten erinnert. "Es ist unser aller Aufgabe, Rassismus, Hass und Hetze zu bekämpfen und uns jedem in den Weg zu stellen, der hier in unserem Land Zwietracht säen möchte", sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) am Montag. Er werde die Angehörigen Ende des Monats zu einem weiteren Treffen empfangen.