Rörig fordert Missbrauchsbeauftragte auf Länderebene

Rörig fordert Missbrauchsbeauftragte auf Länderebene

Bonn, Köln (epd). Der Unabhängige Beauftragte der Bundesregierung für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs, Johannes-Wilhelm Rörig, wirbt für Missbrauchsbeauftragte in jedem Bundesland. Denn Schutzkonzepte seien in allen Schulen und Kitas nötig, damit "Mädchen und Jungen erkannt werden, die zum Beispiel sexuelle Gewalt in ihrer eigenen Familie, durch Gleichaltrige oder im Netz erleiden", sagte er am Montagabend der Deutschen Welle in Bonn. "Wir brauchen eine kontinuierliche Auseinandersetzung mit diesem Themenfeld."

Am Montag war vor dem Landgericht Köln der Prozess gegen den Hauptverdächtigen im sogenannten Missbrauchskomplex Bergisch-Gladbach gestartet. Der Mann soll unter anderem seine 2017 geborene Tochter sexuell missbraucht, die Taten mit seinem Smartphone gefilmt, fotografiert und das Material online verschickt haben. Auch geht es in dem Verfahren gegen den 43-Jährigen aus Bergisch Gladbach um Vorwürfe sexuellen Missbrauchs gegen andere Kinder. Ein Urteil wird laut einer Gerichtssprecherin für Ende September erwartet (AZ: 102 KLs 11/20).

Rörig forderte zudem, dass er als Bundesbeauftragter einmal im Jahr oder zumindest einmal in der Legislaturperiode über das Ausmaß sexueller Gewalt, Defizite und Forschritte berichten müsse. Das müsse der Bundestag gesetzlich regeln. "Die Politik muss endlich einsehen, dass es eine nationale Daueraufgabe ist, Mädchen und Jungen maximal vor sexueller Gewalt zu schützen", sagte er der Deutschen Welle.

"Sexuelle Gewalt gegen Kinder und Jugendliche im Netz, aber auch in Familien hat leider ein pandemisches Ausmaß in Deutschland, in Europa, aber auch weltweit", betonte Rörig. Die Länder müssten einen Masterplan formulieren, der Defizite feststelle und dann müssten sie "alles dafür tun, dass es gar nicht zu sexueller Gewalt kommt". Es brauche starke Ermittlungsbehörden und stärkere Ermittlungsinstrumente.