Corona-Pandemie breitet sich weiter in Lateinamerika aus

Corona-Pandemie breitet sich weiter in Lateinamerika aus
In Brasilien wird ein Impfstoff an 9.000 Freiwilligen getestet
Die Corona-Zahlen in Lateinamerika steigen immer weiter. Und es muss mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet werden. Unterdessen treiben Brasilien, Mexiko und Argentinien die Suche nach einem Corona-Impfstoff voran.

Berlin, São Paulo (epd). In Lateinamerika breitet sich die Corona-Pandemie weiter dramatisch aus. In Brasilien sind inzwischen mehr als 3,2 Millionen Menschen infiziert, etwa 105.000 Menschen sind an den Folgen einer Corona-Infektion gestorben, wie das Gesundheitsministerium am Donnerstagabend mitteilte. Mexiko und Peru haben jeweils die Marke von 500.000 Infizierten überschritten. Unterdessen laufen in Lateinamerika große Impfstofftests.

In Mexiko sind bis Donnerstagabend 55.293 Menschen nach einer Infektion gestorben, in Peru stieg die Zahl der Toten auf mehr als 25.000. In allen drei Ländern gehen Experten davon aus, dass die Zahl der Infizierten deutlich höher ist, weil zu wenig getestet wird. In Mexiko wurden trotz hoher Infektions- und Todeszahlen die Sicherheitsmaßnahmen teilweise wieder heruntergefahren. So dürfen in Mexiko-Stadt Restaurants, der Einzelhandel und Kinos unter Auflagen wieder öffnen. Eine Ausgangssperre hat die Regierung nie verfügt.

Für Peru kündigte Präsident Martín Vizcarra dagegen an, die erst vor wenigen Wochen gelockerten Ausgangsbeschränkungen wieder zu verschärfen. So gilt sonntags eine strikte Ausgangssperre, Familientreffen sind künftig verboten. Peru verhängte bereits Mitte März, noch vor Deutschland, strenge Beschränkungen für das öffentliche und private Leben. Trotzdem konnte das Virus nicht aufgehalten werden. Hauptgrund dafür ist wie in anderen lateinamerikanischen Ländern die große soziale Ungleichheit.

In Brasilien wurden Quarantäneregelungen von Bürgermeistern und Gouverneuren größtenteils nach Druck aus der Wirtschaft wieder aufgehoben. Präsident Jair Bolsonaro, der selbst mit Corona infiziert war, verharmlost die Pandemie und setzt sich demonstrativ immer wieder über Schutzmaßnahmen hinweg. Das südamerikanische Land gilt als Beispiel für das Versagen der Politik im Umgang mit der Corona-Krise.

Gleichzeitig wird in Lateinamerika an Impfstoffen geforscht. In Brasilien testen unter anderem die Firmen AstraZeneca, Pfizer und das chinesische Unternehmen Sinovac in Kooperation mit dem Staat ihre Impfstoffe.

Der im staatlichen Forschungsinstitut Butantan in São Paulo entwickelte Impfstoff soll ab Januar 2021 zum Einsatz kommen. Er wird derzeit an rund 9.000 Freiwilligen aus dem Gesundheitssektor getestet. Optimistisch zeigen sich brasilianische Forscher auch über die Herstellung von Antikörpern aus Pferdeblut, wie die Tageszeitung "Estado de São Paulo" berichtete. Die Konzentration der Antikörper sei bis zu 50 Mal höher als bei Menschen.

Gemeinsam mit Argentinien beteiligt sich Mexiko an der Herstellung eines Impfstoffs, der derzeit in der Oxford-Universität erforscht wird. Die Substanz befindet sich bereits in der dritten Testphase und soll im ersten Halbjahr 2021 zum Einsatz kommen. Eine Dosis soll drei bis vier US-Dollar kosten. Geplant ist die Produktion von 150 Millionen bis 250 Millionen Dosen, die außer in Brasilien in ganz Lateinamerika verkauft werden sollen. Es gehe nicht darum, Gewinn zu machen, sondern dafür zu sorgen, dass ganz Lateinamerika Zugang zu dem Impfstoff habe, erklärte der mexikanische Präsident Andrés Manuel López Obrador.