UN-Expertin: Private Schiffe haben Zehntausende Menschen gerettet

UN-Expertin: Private Schiffe haben Zehntausende Menschen gerettet
14.08.2020
epd
epd-Gespräch: Jan Dirk Herbermann

Genf (epd). Die private Seenotrettung im Mittelmeer ist nach Einschätzung der Internationalen Organisation für Migration (IOM) für viele Menschen überlebenswichtig. "Die privat betriebenen Schiffe haben Zehntausende Menschen gerettet", sagte die IOM-Sprecherin für Noteinsätze, Safa Msehli, dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Genf.

Kurz vor dem geplanten Auslaufen des aus kirchlichen Spenden mitfinanzierten deutschen Rettungsschiffes "Sea-Watch 4" verlangte die IOM-Sprecherin, alle staatlichen Einschränkungen und Behinderungen für die privaten Missionen aufzuheben. Da derzeit keine nationalen oder europäischen Rettungsmissionen existierten, seien die privaten Unternehmungen die einzige Hoffnung für schiffbrüchige Migranten und Flüchtlinge.

Private Seenotretter ermutigten die Menschen nicht zur Flucht über den gefährlichen Seeweg nach Europa und begünstigten nicht das kriminelle Geschäft der Schlepper. Der sogenannte Pull-Faktor, nachdem die Retter die Migranten anzögen, sei nicht belegbar, erklärte die IOM-Beauftragte. Msehli unterstrich, dass auch in Zeiten, in denen keine privaten Retter im Mittelmeer kreuzten, Migranten sich nach Europa aufmachten.

Im laufenden Jahr sei ein deutlicher Anstieg der Mittelmeer-Überquerungen zu verzeichnen, hielt Msehli fest. Seit Januar 2020 hätten 16.840 Menschen Italien und Malta erreicht. In der Vergleichsperiode des Vorjahres seien nur 5.500 Menschen über den Seeweg nach Italien und Malta gekommen. Die meisten Flüchtlinge und Migranten besteigen nach ihren Angaben in Libyen die oft nicht seetauglichen Boote von Schleppern.

Die IOM-Sprecherin wies darauf hin, dass die Corona-Pandemie auch die private Seenotrettung trifft. So hat sich auch der Beginn der ersten Rettungsmission der "Sea-Watch 4" verzögert, die eigentlich schon im April aufbrechen sollte. Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) steht hinter dem Projekt.

Die Menschen, die sich den Schleppern anvertrauen, stammen aus zerrütteten und konfliktgeplagten Ländern Afrikas und Asiens. Sie versprechen sich ein Leben in Europa ohne Armut und Gewalt. Die IOM mit Sitz in Genf gehört zu den Vereinten Nationen und setzt sich für sichere und geordnete Migration von Menschen ein.