Stephan E. gesteht Mord an Walter Lübcke

Stephan E. gesteht Mord an Walter Lübcke
Frühere Aussagen mit Geständnis vor Gericht widerrufen

Frankfurt a.M. (epd). Neue Wendung im Prozess um den Mord an dem Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke: Der Hauptangeklagte Stephan E. hat sich selbst des Mordes bezichtigt. Sein drittes Geständnis macht die beiden früheren hinfällig, vereint aber deren Elemente. In dem von Strafverteidiger Mustafa Kaplan am Mittwoch vor dem Oberlandesgericht Frankfurt am Main vorgetragenen Text beschrieb E., wie er gemeinsam mit dem der Beihilfe angeklagten H. in der Nacht zum 2. Juni 2019 Walter Lübcke auf dessen Terrasse in Wolfhagen-Istha aufsuchte.

H. habe das Kommando zum Losgehen gegeben, er habe Lübcke anherrschen wollen, und E. habe den Regierungspräsidenten mit der Pistole bedrohen sollen. Als Lübcke die beiden sah, habe er aufstehen wollen, doch er habe ihn in den Stuhl zurückgedrückt, die Waffe auf ihn gerichtet und gerufen: "Beweg dich nicht!" Als Lübcke "Verschwinden Sie!" geschrien habe und wieder aufstehen wollte, habe er geschossen. Aber mit der zweiten ihm angelasteten Tat, der Messerattacke auf einen irakischen Flüchtling 2016 in Lohfelden, habe er nichts zu tun.

Mit seinem dritten Geständnis widerrief E. frühere Versionen. In seinem ersten Geständnis vom 25. Juni 2019 schilderte er, wie er allein zu Lübckes Haus ging und ihn erschoss. Auf Anraten seines damaligen Rechtsanwalts Dirk Waldschmidt habe er H. aus dem Spiel gelassen. In seinem zweiten Geständnis vom 8. Januar 2020 und vom 5. Februar 2020 sagte er, er und H. hätten gemeinsam Lübcke aufgesucht, dabei habe sich aus H.'s Waffe der Schuss gelöst. Er habe auf Anraten seines damaligen Rechtsanwalts Frank Hannig H. die Schuld zugeschoben.

"Es bleibt unentschuldbar, was ich der Familie Lübcke angetan habe", verlas Rechtsanwalt Kaplan: "Es war feige, falsch und grausam." Der Strafverteidiger verlas die Worte "Es tut mir leid" dreimal. "Ich kann es nicht rückgängig machen", hieß es. "Ich übernehme dafür die Verantwortung." E. bat um Aufnahme in ein Aussteigerprogramm für Rechtsradikale. Die letzten Worte galten seiner Tochter, die nicht mehr mit ihm reden wolle: "Ich hoffe, dass sie mir eines Tages verzeihen wird."