Rufe nach Corona-Testpflicht werden lauter

Rufe nach Corona-Testpflicht werden lauter
Urlaubsreisen von und nach Deutschland lassen die Corona-Infektionszahlen steigen. Es mehren sich Forderungen nach verpflichtenden Tests für Reiserückkehrer aus Risikogebieten.

München, Berlin (epd). Angesichts steigender Infektionszahlen werden Rufe nach einer Corona-Testpflicht für Reiserückkehrer aus Risikogebieten lauter. Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) befürchtet ein halbes Jahr nach dem Auftauchen des Virus in Deutschland "nicht ein großes Ischgl, sondern viele Mini-Ischgls". Man müsse aufpassen, dass aus vielen Einzelfällen keine zweite Infektionswelle werde, sagte er am Montag in München. Im österreichischen Skiort Ischgl war es in den Faschingsferien zu einem großen Corona-Ausbruch auch unter deutschen Touristen gekommen.

Der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) sprach sich ebenfalls für einen solchen verpflichtenden Test aus. Er plädierte in Düsseldorf dafür, dass Reisende bei einer möglichen Testpflicht die anfallenden Kosten selbst tragen müssten. Wenn jemand freiwillig in ein Risikogebiet fliege, dann sei das ein Eigenrisiko, betonte er.

Das Bundesgesundheitsministerium prüft nach dem Beschluss der Gesundheitsminister von Bund und Ländern vom Freitag derzeit, ob es rechtlich möglich ist, Reiserückkehrer aus bestimmten Ländern zu einem Corona-Test zu verpflichten. Die stellvertretende Regierungssprecherin Ulrike Demmer sagte, eine Ausbreitung des Virus aufgrund von infizierten Rückkehrern aus Risikogebieten müsse frühzeitig eingedämmt werden und "daher ist es wichtig, zu testen".

Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) sah angesichts höherer Fallzahlen "Anlass zur Sorge". Wer sich auf Reisen nicht an Kontaktbeschränkungen und Abstandsregeln halte, gehe nicht nur ein Risiko für sich selbst ein, sonder handele auch "gegen das Gemeinwohl", sagte er in Berlin. Deshalb sei es wichtig, sich auch weiterhin an wesentliche Grundregeln zu halten wie 1,5 Meter Abstand zu anderen Menschen, Händewaschen und das Tragen von Schutzmasken.

Ein Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) betonte, das Ministerium prüfe derzeit, inwieweit die nationale Teststrategie angepasst werden könne sowie Fragen der Finanzierung. Da die Betroffenen jetzt nach Deutschland zurückkehrten, werde dies "relativ schnell" geschehen. Dazu sollte es im Laufe des Montags weitere Gespräche mit den Gesundheitsministern der Länder geben.

Freiwillige Testmöglichkeiten gibt es in Deutschland bereits an einigen Flughäfen. Rückkehrer aus Risikogebieten sind verpflichtet, sich in eine 14-tägige Quarantäne zu begeben, sofern sie sich nicht freiwillig testen lassen und das Ergebnis dabei negativ ist. Auch an Bahnhöfen und Grenzübergängen sollen Test-Möglichkeiten verstärkt geschaffen werden.

Braun rief derweil zur Nutzung der Corona-Warn-App auf. Die technischen Probleme seien behoben worden, betonte er. Jüngst war bekanntgeworden, dass der Austausch der Schlüssel von positiv getesteten Nutzern in einigen Fällen nicht immer automatisch im Hintergrund funktionierte. Braun hatte dazu bereits am Sonntagabend mitgeteilt, das Entwicklerteam habe einen Weg gefunden, "die Einschränkungen auf denjenigen Mobiltelefonen zu umgehen, die den automatischen Datenabgleich im Hintergrund blockiert hatten".

Nach Angaben von Vize-Regierungssprecherin Demmer ist das Interesse an der App nach wie vor stark. So habe es allein am Wochenende 173.000 Downloads gegeben. Insgesamt haben mehr als 16 Millionen Bürgerinnen und Bürger die App nach Regierungsangaben heruntergeladen.

epd lbm/mey ug