München/Osnabrück (epd). Die neue Vatikan-Instruktion zur Zukunft der katholischen Pfarrgemeinden stößt nicht nur bei Laien, sondern auch in den Reihen der Bischöfe auf Kritik. Der Osnabrücker Bischof Franz-Josef Bode erklärte am Mittwoch, leider sei der Text "eine so starke Bremse der Motivation und Wertschätzung der Dienste von Laien, dass ich große Sorge habe, wie wir unter solchen Bedingungen neue engagierte Christen finden sollen". Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf sorgt sich um die Priester in seinem Bistum wegen drohender Überlastung. Der Vatikan versteht das Papier unter anderem als Impuls im Kampf gegen den Priestermangel.
Schon jetzt könnten vakante Pfarrstellen im Bistum Mainz nicht besetzt werden, sagte Kohlgraf. "Viele Priester klagen über Überforderung im Blick auf Verwaltung und Bürokratie. Gerade dies soll aber der Instruktion zufolge bei den Pfarrern bleiben", kritisierte er. Die vom Bistum vorgesehenen Verwaltungsleiter, die eigentlich zur Entlastung der Priester gedacht sind, seien nach den römischen Vorstellungen "wohl nicht genehm". Es sei zudem widersinnig, wenn jede einzelne Zusammenlegung einer Pfarrei von Rom genehmigt werden müsse.
Auch Kohlgraf sorgt sich um die vielen Engagierten in der Kirche. "Bald werden sie genug davon haben, wenn ihr Engagement nur misstrauisch beäugt und von oben herab bewertet wird", erklärte der Mainzer Bischof.
Die Instruktion der Kleruskongregation habe die Bischöfe völlig überrascht, fügte Bode hinzu: "Erwartet hatte ich aber eine vorherige Fühlungnahme mit den Realitäten vor Ort und eine bessere Beachtung der vielbeschworenen Synodalität." Der Präsident der größten katholischen Laienorganisation in Deutschland, das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, hatte die neue Instruktion bereits am Dienstag in einem Interview als "realitätsfern" bezeichnet.
Die am Montag in Rom veröffentlichte neue Instruktion trägt den Titel "Die pastorale Umkehr der Pfarrgemeinde im Dienst an der missionarischen Sendung der Kirche". In dem Papier weist die Kleruskongregation darauf hin, dass die Priesterweihe zwingend nötig sei, um gültig Pfarrer sein zu können. Daher könne das Amt eines Pfarrers auch nicht einer aus Klerikern und Laien bestehenden Gruppe übertragen werden. Daher seien Bezeichnungen wie "Leitungsteam", "Leitungsequipe" oder ähnliche Benennungen, die eine kollegiale Leitung der Pfarrei zum Ausdruck bringen könnten, zu vermeiden, heißt es in dem Papier.
Laut Bischof Bode kann jetzt nur der Synodale Weg in Deutschland "eine Antwort auf diese römische Herausforderung sein". Bei dieser Initiative gehe es darum, "wie eine Kirche der Beteiligung aussehen kann, wie der priesterliche Dienst heute zu verstehen und zu bestehen ist und wie Frauen und Männer gemeinsam Kirche gestalten". Der Synodale Weg ist ein innerkatholischer Reformdialog, den die Bischofskonferenz und die wichtigste Laienorganisation der Katholiken, das Zentralkomitee, vereinbart haben, um über die Lehren aus dem Missbrauchsskandal und die Zukunft der katholischen Kirche zu sprechen.
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